Martin Schulze inszeniert am Theater St.Gallen “Ein Volksfeind” von Henrik Ibsen – brillant und hochaktuell!
Theater SG | Ein Volksfeind
Dr. Thomas Stockmann hat seiner Heimatstadt zu Ansehen und Wohlstand verholfen, indem er sich dafür einsetzte, dass ein Heilbad gebaut wurde. Als Badearzt macht er jedoch bald eine haarsträubende Entdeckung: Das Quellwasser des Bades ist lebensgefährlich verseucht. Offenkundig gibt es nur eine Option: Das Bad muss saniert und die falsch geplanten Zuläufe erneuert werden, die Politik soll für den begangenen Raubbau an der Natur und am Menschen zur Rechenschaft gezogen werden.
Die Lokalpresse und die Vertreter des Mittelstandes zeigen sich zunächst angetan von Stockmanns Plänen. Doch als der Bürgermeister, Stockmanns Bruder Peter, darlegt, welche Kosten der Stadt durch eine Sanierung und den gleichzeitigen Wegfall der Tourismuseinnahmen entstehen würden, wendet sich das Blatt schnell. Stockmanns anfängliche Unterstützer kehren ihm nun den Rücken und seine Pläne sind nicht mehr mehrheitsfähig. Doch Stockmann lässt sich nicht von seiner Meinung abbringen, und beharrt hartnäckig auf der für alle unbequemen Wahrheit. Schliesslich erklären seine Mitbürger ihn zum Volksfeind. In einem kleinstädtischen Milieu bilden ein Umweltskandal, eine skrupellos am Profit orientierte bürgerliche Mehrheit und käufliche Medien ein tödliches Gemisch. Zwei Brüder, der eine ein fanatischer Idealist, der andere ein nüchterner Pragmatiker, liefern sich ein Duell bis aufs Äusserste – das alles steckt im Volksfeind von Henrik Ibsen (1828-1906).
In der Anfangszeit des Kapitalismus entstanden, stellt Ibsens Stück auch heute noch radikal die Frage nach den fundamentalen Werten des Lebens und dem Recht des Einzelnen gegenüber dem Willen der Mehrheit.