Ein verurteilter Schauspieler steht im Spanien des 16. Jahrhunderts auf dem Richtplatz der Inquisition und soll um sein Leben spielen. Zusammen mit seiner Theatertruppe zeigt er die Geschichte des berühmten Seefahrers Christoph Columbus, der die kastilische Königin Isabella mit einer List überzeugt, ihm seine Entdeckungsfahrten zu finanzieren. Da sich seine Entdeckung der neuen Welt als nicht profitabel herausstellt, wendet sich sein Glück.
Theater Sarnen | Isabella, drei Karavellen und ein Scharlatan
Kritische Satire
«Isabella, Tre Caravelle e un cacciaballe» gehört zum Frühwerk von Dario Fo und wurde 1963 im Teatro Odeon in Mailand uraufgeführt. Man spürt den Bezug zu Brechts Theaterverständnis. Dario Fo hat den Stoff genauestens recherchiert. Die Hauptfigur steht für eine bestimmte Mentalität, die Spieler erzählen die Geschichte und wenden sich in den Liedern direkt ans Publikum. Macht und Einfluss der Kirche werden in «Isabella» ebenso bitterböse ironisiert, wie die Klugheit des einfachen Volkes, das die Obrigkeit narrt.
Dario Fo versucht auf seine Art, die Ereignisse der spanischen Geschichte gegen Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts zu interpretieren. Der romantische Held Kolumbus wird entmystifiziert. Mit satirischer Zuspitzung und komödiantischer Darstellung werden aus den mutigen Helden, den genialen Entdeckern und ruhmreichen Eroberern der Geschichtsbücher Menschen mit Gefühlen, Ambitionen, Ängsten und Fehlern, vor denen sich niemand mehr zu fürchten braucht.
Aktueller denn je
Christoph Kolumbus kommt am spanischen Hof in eine Welt, in der Verderben, Täuschung und Intrigen ein Teil des Systems sind. Religion- und Handelskriege, Vertreibung und Inquisition sind an der Tagesordnung, die Mächtigen bestimmen den Lauf der Zeit. Königin Isabella als weitsichtige Vertreterin kapitalistischer Handelsinteressen steht dem traditionalistischen Fanatismus ihres Ehegatten Ferdinand gegenüber. Dario Fo führt uns eine Galerie von grotesken Figuren vor, die zwar historisch verortet sind, aber auf beunruhigende Weise auf moderne Ebenbilder verweisen. Die Sehnsucht nach der Utopie, nach dem neuen Weg nach Indien, gespielt auf dem Richtplatz der Inquisition, wird zur Metapher einer modernen Welt, die auf Orientierungslosigkeit mit Gewalt und Unterdrückung reagiert. Und Columbus, der Gaukler, der schlitzohrige Egoist, der mit List und Phantasie seinen Platz im Machtgefüge zu finden versucht, muss erleben, dass nicht Kreativität die Welt regiert, sondern der schnöde Mammon. Der Entdecker erhält zwar durch Täuschung die nötigen Schiffe für die Überfahrt, bei seiner Rückkehr wird er jedoch nicht gefeiert. Während die ethnischen Säuberungen des Hofes ungeahndet bleiben, wird Columbus vor ein Gericht gestellt und für seine Missetaten verurteilt.