Das Theaterstück «Glückliche Tage» von Samuel Beckett zeigt die letzten Tage im Leben von Winnie und Willie. Die beiden versuchen trotz ihrer aussichtslosen Lage ein paar glückliche Tage zu erleben.
Theater Parfin de Siècle | Glückliche Tage
Das vorletzte Stadium der Auflösung
Im ersten Akt steckt Winnie bis über die Hüfte in einem Erdhügel. Sie schläft vornüber gebeugt, den Kopf in den Armen. Erst das lange, durchdringende, zweimal wiederholte Schrillen einer Klingel weckt sie aus ihrem Schlummer. Neben ihr steht eine grosse schwarze Einkaufstasche, aus der sie im Laufe des ersten Aktes – neben verschiedenen Hygieneartikeln, Schminkutensilien und einer Lupe – auch einen Revolver hervorkramt. Im zweiten Akt schaut aus dem Hügel nur noch Winnies Kopf heraus, und auch der kann nur noch Mund und Augen bewegen. Hinter dem Hügel befindet sich ihr Ehemann Willie. Während Winnie fast pausenlos monologisiert, beschränken sich die Beiträge ihres Mannes auf wenige Gesten und Worte. Er liest die Überschriften und Inserate einer alten Tageszeitung, mit der er sich ab und zu kühlende Luft zufächelt. Erst in der Schlussminute verlässt er seine Deckung und kommt auf allen vieren, aber in voller Abendgarderobe hervorgekrochen und versucht, begleitet von Winnies Anfeuerungsrufen, den Hügel zu erklimmen. Vergeblich. Als er wieder Kraft genug gesammelt hat, um wenigstens den Kopf zu heben, flüstert er ein einziges Mal, kaum hörbar, ihren Namen.
«Das eben finde ich so wundervoll. Die Art, in der der Mensch sich anpasst … den wechselnden Verhältnissen», freut sich Winnie. Als Willie ihr am Ende des ersten Akts gar noch erklärt, was ein Barchschwein ist, ruft sie begeistert: «Oh, dies ist ein glücklicher Tag! Dies wird wieder ein glücklicher Tag gewesen sein! »
Auswegloses Dasein
Was der irische Lyriker, Romancier und Dramatiker mit solch grimmiger Ironie etikettierte, ist ein Stück, in dem ein weiteres Mal jenes Thema abgewandelt wird, das Beckett sowohl in seinen Romanen als auch in seinen früheren Dramen «Warten auf Godot» (1953), «Endspiel» (1957) und «Krapp oder Das letzte Band» (1958) unermüdlich variiert hat: das sinn- und ausweglose Dasein mehr oder weniger zerfallender Gestalten, für die nichts mehr geschehen wird und die dennoch unbeirrbar auf einen «Godot» warten.