Glaubst du, dass es Liebe war? Von der Lust und den Qualen im Leben eines kleinen Mannes und einer eingewanderten Frau.
Theater Marie | Harry Widmer Junior
Einmal Aarau–Mexiko retour
Harry Widmer Junior treibt seinen Vater so lange zur Weissglut, bis dieser ihm sein Fahrradgeschäft überschreibt und sich ins Altersheim zurückzieht. Harry richtet einen Accessoire- und Mountainbike-Tempel für Möchtegern-Sportler ein. Leider ist Harry Widmer Junior nicht besonders sorgfältig, was den Umgang mit schönen Frauen, Geld und Macht betrifft. Und so wird bald aus dem Traum, einer der einflussreichen, liebevoll-gehässig «Sauhunde» genannten Kleinstadt-Honoratioren zu werden, ein Albtraum: Genau diese Sauhunde trachten ihm in einem abgefeimten Intrigenspiel nach seinem Vermögen. Harry Widmer Junior bleibt nichts anderes übrig, als nach Mexiko zu flüchten. Wäre da nicht die dorthin umgeleitete Kleinstadtzeitung, hätten sie ihn wohl vergessen. Und hätte er nicht kurz vor seiner Abreise die thailändische Nachtclubbesitzerin geschwängert, so wäre er vielleicht in Mexiko bei seinem Crazy-Surfshop am Meer geblieben. Von Heimweh getrieben, fliegt er zurück. Doch hier hat keiner so richtig auf ihn gewartet.
Der Schelmenroman von Alex Capus
Dem Oltener Bestseller-Autor und Kolumnist Alex Capus gelingt mit seinem 2003 erschienenen Schelmenroman «Glaubst du, dass es Liebe war?» ein sanft satirisches Porträt eines Filous und seiner Kleinstadt-Heimat. «Konkursite Fahrradhändler und stolze Kleinstädter aller Länder, bitte herhören: Diese Geschichte hat sich vor vielen Jahrhunderten auf einem fernen Planeten abgespielt. Sie ist frei erfunden und entbehrt jeder Grundlage. Ähnlichkeiten mit wirklichen Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Ehrenwort.» (Alex Capus)
Ausgehend von dieser literarischen Vorlage erzählt Theater Marie eine mittelländische Geschichte. Sie berichtet von der Lust und den Qualen im Leben eines kleinen Mannes und einer eingewanderten Frau. Von mittelmässigem Lebenswandel und von der erdrückenden Präsenz einflussreicher Individuen. Eine Geschichte, die vom Bedürfnis nach Identität in einer vermeintlichen Multioptionsgesellschaft pointiert und überhöht erzählt. In der Inszenierung von Olivier Bachmann und Patric Bachmann treten vier Schauspielerinnen gegen Harry Widmer Junior an und fordern seine männliche Eitelkeit heraus.