Wer gewinnt, das Gefühl oder der Verstand? Das Stadttheater Bern zeigt Heinrich Kleists Klassiker in einer vielschichtigen Inszenierung.
Theater Bern | Käthchen von Heilbronn
Der Dichter Heinrich von Kleist schrieb «Das Käthchen von Heilbronn» 1807/08 als träumerisch-wunderbares Volksstück, in dem ein visionäres Gefühl, die Liebe, durch das Vertrauen und die Unbeirrbarkeit eines Mädchens Erfüllung findet. Einerseits passiv ihrer Bestimmung hingegeben, erweist sich das Käthchen andererseits gerade durch sein schlafwandlerisches Handeln als erfolgreich – in einer Zeit des Pragmatismus, wie der heutigen, ein gleichermassen fremder wie hochgradig faszinierender Vorgang.
Mit dem Käthchen von Heilbronn hat Heinrich Kleist ein Märchen geschaffen, das ein romantisches Plädoyer für den Sieg des Gefühls über die Widrigkeiten der Wirklichkeit hält. Denn ein gemeinsamer Traum verbindet das einfache Mädchen Käthchen mit dem Grafen Wetter vom Strahl. Doch während ihr der Glaube an die nächtliche Vision schier unerschöpfliche Kräfte verleiht und sie mit traumhafter Sicherheit die Zeichen der Liebe erkennt und ihnen folgt, muss er mühsam Vorurteile und Täuschungen überwinden, bis er ahnt, dass dieses merkwürdige Geschöpf, das ihm nicht von den Fersen weicht, seine Bestimmung ist.