Die neue Ballett-Leiterin Cathy Marston hat einen dreiteiligen Abend zusammengestellt, der drei kontrastierende Choreographien zeigt und überdies drei Choreographen-Generationen vereint. Premiere 27.10.2007.
Tanz3
Hans van Manen studiert in seinem 75. Lebensjahr mit Tänzern des Berner Balletts seinen Klassiker „Concertante“ ein – ein Musterbeispiel für die Kraft, mit der van Manen Körper formt und die Bühne „zerlegt“, geboren aus einer zwingenden Musikalität. Auch Doug Varones Choreographien zeichnen sich durch minutiösen Detailreichtum und handwerkliche Genauigkeit bei der organischen Entwicklung des Tanzes aus der Musik aus, und sie enthalten stets etwas fundamental Menschliches. „Of the Earth Far Below“ ist eine seiner jüngsten Arbeiten, choreographiert zu der vorwärtstreibenden Musik von Steve Reich.
Cathy Marstons erste Kreation in Bern ist ihre eigene Version des „Feuervogels“ von Igor Strawinsky. Dabei wird es nicht so sehr um das eigentliche Märchen gehen, sondern vielmehr um die Realität hinter dem Zauber: Ausgehend von Rasputin – der „lebenden Legende“, von der ganz Russland zu Beginn des 20. Jahrhunderts besessen war – liest Marston seine Geschichte und die des letzten russischen Zaren als eine erstaunliche Parallele zu der des Märchens vom „Feuervogel“. Ein Feuervogel ist beides: Segen und Verhängnis für den, der ihn fängt. Russland zu Beginn des 20. Jahrhunderts war eine vordergründig heile Welt, in der Rasputin als Heiler des anämischen Zarensohns auftrat, während er gleichzeitig junge Frauen verführte und an orgiastischen Kultveranstaltungen teilnahm. Marston fragt nach der Zwiespältigkeit dieses Mannes: Können wir in ihm den Geist eines Feuervogels sehen?