Der Klassiker «Kasimir und Karoline» kommt in Kreuzlingen an den Gestaden des Bodensees zur Aufführung. Was Ödön von Horváth vor über 80 Jahren schrieb, ist eine schnelle und erbarmungslos aktuelle Story. Eine Lovestory in der Launen, Party machen, die Suche nach eigenen Vorteilen und Kapitalismus das Drehbuch schreiben.
See-Burgtheater Kreuzlingen | Kasimir und Karoline
Und die Liebe höret nimmer auf! Wunderbare Inszenierung eines Klassikers, ein Theatererlebins erster Güte.
«Man hat halt oft so eine Sehnsucht in sich»
Im Seeburgpark Kreuzlingen, in einer der schönsten Seeuferanlagen Europas, hat auch diesen Sommer das See-Burgtheater seine Bühne aufgebaut. Unter der Regie von Astrid Keller gehen Kasimir und Karoline durch einen gemeinsamen Lebensabschnitt, könnte man heute sagen. Als Ödon von Horváth in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts diese Liebesgeschichte schrieb, herrschten Arbeitslosigkeit und der Faschismus holte zur Beherrschung Europas aus. Im Stück geht es um den Wert des Menschen, wenn er weder Geld noch Arbeit hat. Und wie sich dann die Liebe wendet und windet. Die beiden Protagonisten kommen zusammen, lieben sich, missverstehen sich, versöhnen sich und machen eine Kurve zu viel, so dass alles endet. Vorbei ist die Beziehung, die Liebe, das Zusammensein. Aber so ist das Leben. Und der nächste Tag kommt bestimmt, mit neuen Lieben vielleicht und neuen Enden.
«aber dann kehrt man zurück mit gebrochenen Flügeln»
Kasimir und Karoline lieben und lassen einander auf dem Oktoberfest. Und so liegen sie unter bunten Lichtern mit Musik und viel Bier intus am Bodenseeufer, wenn Maria Lisa Huber als Karoline, ihrem Kasimir, gespielt von Kaspar Locher, nie das sagt was sie meint, und er nicht das versteht was sie sagt. Horváth gilt als einer der ganz grossen Autoren des letzten Jahrhunderts und seine Sprache lässt Leichtigkeit und tiefen Ernst meisterhaft aufeinanderprallen. «Kasimir und Karoline» ist aktuell, schnell, betörend direkt.