Die Preisträger des Schweizer Grand Prix Tanz 2019 stehen fest. Unter ihnen die in Spanien geborene Maria Ribot, alias «La Ribot», die seit 2004 in Genf wirkt. Den Spezialpreis Tanz erhält die im Jura tätige Tanzvermittlerin Dominique Martinoli. Als herausragende Tanzende werden Marie-Caroline Hominal und Edouard Hue ausgezeichnet. Ebenfalls prämiert werden vier aktuelle Stücke.
Schweizer Grand Prix Tanz 2019 | La Ribot
Der Schweizer Grand Prix Tanz 2019 geht an La Ribot für ihr langjähriges, innovatives Schaffen als Choreografin, Tänzerin und Künstlerin.
Schweizer Grand Prix Tanz 2019 geht an Maria Ribot
Die in Spanien geborene La Ribot lebt und arbeitet seit 2004 in Genf. Mit ihrem Stück «Happy Island» (Video) von 2018 zeigt sie eine neue Facette ihres breiten künstlerischen Schaffens. Dieses Gruppenstück schuf La Ribot zusammen mit der inklusiven Compagnie «Dançando com a Differença» aus Madeira/Portugal. La Ribot tritt auf Theaterbühnen, aber auch in Galerien auf und bewegt sich zwischen Tanz, Performance, Videoarbeiten und bildender Kunst. 2017 zeigte das Berliner Festival «Tanz im August» eine Retrospektive der spanisch-schweizerischen Künstlerin. In diesem Herbst widmet ihr das «Festival d’Automne» in Paris eine grosse Retrospektive. In diesem Rahmen steht sie in ihrem neuen Werk «Please Please Please» zusammen mit der französischen Choreographin und Tänzerin Mathilde Monnier auf der Bühne des Centre Pompidou.
Spezialpreis Tanz: Dominique Martinoli
Dominique Martinoli engagiert sich seit 2002 für die Vermittlung und Vernetzung des zeitgenössischen Tanzes im Jura. Sie gründete das interjurassische Festival «évidanse», das auch über die Grenze mit dem benachbarten Frankreich zusammenarbeitet. Heute funktioniert «évidanse» als dezentrales Saisonprogramm mit begleitenden Projekten wie etwa Workshops für Jugendliche, in Zusammenarbeit mit der Association Interjurassienne des Centres Culturels (AICC) sowie Viadanse in Belfort und Nebia in Biel. 2018 lancierte Dominique Martinoli mit AICC und Viadanse das mit europäischen Mitteln unterstützte Projekt TDC – «Territoires Dansés en Commun», um jungen Menschen Zugang zu zeitgenössischer Kultur und besonders zum Tanz zu verschaffen. Sie gründete und leitet ausserdem« Danse!», den Verband für zeitgenössischen Tanz im Jura.
Herausragende Tänzerin: Marie-Caroline Hominal
Marie-Caroline Hominal tanzte in vielen renommierten internationalen Kompanien, aber auch in Genf bei Gilles Jobin, La Ribot oder Marco Berrettini. Sie wirkt heute unter dem Namen «MadMoiselleMCH» als Tänzerin und Choreographin in einem breiten künstlerischen Spektrum in verschiedensten Formationen. Ihre Ausbildung genoss Marie-Caroline Hominal bei ihrer Mutter im Janet Held Studio in Montreux, an der Schweizerischen Ballettberufsschule in Zürich und an der Rambert School of Ballet and Contemporary Dance in London.
Herausragender Tänzer: Edouard Hue
Edouard Hue studierte Tanz in Annecy und besuchte anschliessend das Ballet Junior de Genève. Er tanzte unter anderem bei der Hofesh Shechter Company, Olivier Dubois, Alias Cie., Foofwa d’Imobilité und Jozsef Trefeli. 2014 gründete er die «Beaver Dam Company» in Genf. 2018 kreierte und tanzte er das Solo «Forward», das erfolgreich tourt und Edouard Hues tänzerische Wurzeln zwischen HipHop, Ballett und zeitgenössischem Tanz zeigt.
Vier Preise im Schweizer Tanzwettbewerb «Aktuelles Tanzschaffen»
Aus 76 Eingaben für den Wettbewerb zum aktuellen Tanzschaffen wählte die Eidgenössische Jury für Tanz vier herausragende Stücke aus den Saisons 2017/2018 und 2018/2019 aus.
«Vicky setzt Segel», ein Stück von Teresa Rotemberg und ihrer Company Mafalda für Kinder, wirkt durch eine starke Bildsprache mit starken Charakteren und bunten Kostümen. «Vicky» erinnert an «Alice im Wunderland» und «Nils Holgersson» mit Ingredienzen und einer Dramaturgie, die ein junges Publikum ab vier Jahren mitsamt Familie anspricht.
«Flow» ist eine Choreographie der Cie Linga von Katarzyna Gdaniec und Marco Cantalupo. Die ehemaligen Béjart-Tänzer wirken seit 25 Jahren in Pully und touren mit ihren Werken auch im Ausland. «Flow» zeichnet sich durch eine enge Zusammenarbeit mit den beiden franko- koreanischen Musikern Keda aus und überzeugt durch einfache und gleichzeitig intensive räumliche Gruppenformationen.
«Hate me, tender» von und mit Teresa Vittucci ist das vierte Solo der jungen Performerin. Vittucci ist bekannt für ihre radikalen und reflektierten Arbeiten, in denen sie sich nicht scheut, ihren – für eine Tänzerin untypischen Körper – auch nackt zu zeigen. In «Hate me, tender» thematisiert sie den Feminismus, dekonstruiert den Mythos der Jungfrau Maria und streift Themen wie Katholizismus oder #metoo auf ironische und witzige Weise.
«Speechless Voices» der Cie Greffe, choreographiert von Cindy Van Acker und inspiriert von den Gemälden des belgischen Künstlers Michaël Borremans, ist ein intelligent gebautes, herausragendes Werk rund um Gesten des Abschieds. Cindy van Acker, die bereits 2013 mit einem Preis im aktuellen Tanzschaffen ausgezeichnet wurde, beweist darin ihren virtuosen Umgang mit Bewegung, Musik und choreographischer Struktur.
June Johnson Dance Prize: Unplush
Der «June Johnson Dance Prize» würdigt junges und innovatives Tanzschaffen. Er wird in einem Wettbewerbsverfahren in Zusammenarbeit mit der Stanley Thomas Johnson Stiftung verliehen. Beworben haben sich 17 Tanzschaffende bzw. Gruppen. Ausgewählt wurde die Berner Kompanie Unplush von Marion Zurbach. Unplush verbinden verschiedene Sparten und setzen – wie in «Flipper» – merkwürdige Themen auf überraschende und freche Art in hoher tänzerischer Qualität um.
Schweizer Grand Prix Tanz 2019
Die Schweizer Tanzpreise werden seit 2013 alle zwei Jahre vergeben. Der Grand Prix Tanz (40’000 CHF) würdigt eine künstlerische Karriere. Der Spezialpreis Tanz (40‘000 CHF) wird an einen herausragenden Beitrag für den Tanz verliehen, beispielsweise im Bereich der Vermittlung, Dokumentation oder Kulturpolitik. In der Kategorie «Herausragende Tänzerin/Herausragender Tänzer» werden eine Tänzerin und ein Tänzer gewürdigt (je 25‘000 CHF). Diese Auszeichnungen werden von der Eidgenössischen Jury für Tanz vorgeschlagen. Vier weitere Preise (je 25‘000 CHF) wählt die Jury aus dem Wettbewerb «Aktuelles Tanzschaffen» aus. Der June Johnson Dance Preis wird gemeinsam mit der Stanley Thomas Johnson Stiftung vergeben (25’000 CHF) und würdigt den tänzerischen Nachwuchs.