Staraufgebot am Schauspielhaus Zürich: Peter Zadek inszeniert Bernhard Shaws „Major Barbara“. Mit witziger Schärfe greift das Stück die noch heute brisante Frage nach dem Zusammenhang von Armut und Kapitalismus auf.
Schauspielhaus Zürich | Major Barbara
Die junge Barbara (Julia Jentsch), Major in der Heilsarmee und überzeugte Christin, widmet ihr Leben den Armen und Hungernden. Auch ihren Vater, den millionenschweren Rüstungsfabrikanten Andrew Undershaft, will sie bekehren, sein todbringendes Geschäft aufzugeben. Dieser ist nach 20 Jahren der Trennung in den Kreis der Familie zurückgekehrt und stellt sich den Ansichten seiner Tochter entgegen und möchte – ganz im Sinne des Realisten Shaw – den Idealismus seiner Tochter zurechtrücken. Für ihn ist Armut die Hauptsünde, denn ohne Macht und Geld lässt sich nichts Gutes bewirken. Er finanziert die Heilsarmee mit seinem Blutgeld und versucht Barbara nach und nach zu beweisen, dass den ausgebeuteten Arbeitern nicht durch Wohltätigkeit dauerhaft zu helfen ist, sondern allein durch Waffen und eine soziale Revolution. Der Ausgang des Wettbewerbs zwischen Vater und Tochter, an dem Barbaras Verlobter ( August Diehl) nicht ganz unbeteiligt ist, bleibt eine Überraschung. In seinem Vorwort zum Stück schreibt Shaw: “Unser grösstes Übel und unser schlimmstes Verbrechen ist die Armut. Unsere erste Pflicht, der jede andere Überlegung geopfert werden sollte, ist es, nicht arm zu sein.”
Der Regisseur Peter Zadek ist seit 40 Jahren einer der herausragenden Theatermacher Deutschlands und Europas. Sein “Menschentheater” wirkte stilbildend auf Generationen von Schauspielern und Regisseuren.