Mit der finalen Inszenierung von Intendantin Barbara Frey gelingt ein Bühnenhighlight für Philosophen, Liebhaber von Musik und Theater in seiner pursten Form. Der melancholische aber auch humorvolle Abschied mit «Die Toten» nach James Joyce vermag mitzureissen.
Schauspielhaus Zürich | Die Toten
Tot ist sie nicht, aber sie geht. Die letzte Inszenierung von Barbara Frey als Intendantin des Schauspielhaus Zürich begeistert.
Die Toten von James Joyce, die Toten von Barbara Frey
«Seine Seele hatte sich der Region genähert, wo die unermesslichen Heerscharen der Toten ihre Wohnung haben. Er war sich ihrer unsteten und flackernden Existenz bewusst, aber er konnte sie nicht fassen. Seine eigene Identität entschwand in eine graue ungreifbare Welt: die kompakte Welt selbst, die sich diese Toten einstmals erbaut und in der sie gelebt hatten, löste sich auf und verging.»
In diesem Zustand befindet sich Gabriel Conroy – die Hauptfigur aus der Erzählung «Die Toten» von James Joyce – nachdem seine Frau ihm eröffnet hat, dass sie vor der Ehe eine leidenschaftliche Beziehung zu einem jungen Mann unterhalten habe, der ihretwegen gestorben sei. Das Fortleben der Toten unter den Lebenden ist eines der Themen dieses Projekts, das Barbara Frey als letzte Produktion ihrer Intendanz am Schauspielhaus Zürich gewählt hat. Es ist James Joyce gewidmet, der viele Jahre seines Lebens in Zürich verbrachte und auch hier gestorben ist – wenige Tage nach einem Gastmahl in der Kronenhalle. Sein Geist ist wieder auferstanden und erobert nun die Bühne des Pfauen. «Die Toten» sprechen mit vielen Stimmen auf uns ein. Eine entfesselte Sprache im fliessenden Übergang zu Musik. Sie singen und tanzen und erzählen vom kleinen Glück und von der Enge des Lebens in Dublin, der Stadt, die für Joyce die ganze Welt bedeutete.