Seit zwei Jahren sind Volker Ranisch und Gian Rupf mit dem Familiendrama «Via Mala» auf den Schweizer Bühnen zu sehen. Bald spielen sie es an Ort und Stelle, in der namensgebenden Schlucht, inszeniert als Kriminalfall, erzählt aus zwei Perspektiven. Nicht die «Familien- und Heimatsaga» steht im Fokus – vielmehr hinterfragen sie als unvoreingenommene, durchtriebene Spürnasen die gesellschaftlichen Strukturen. Hierbei werfen sie Fragen auf, die an Aktualität nicht das Geringste eingebüsst haben.
Viamala-Schlucht | Via Mala – Ein Familiendrama nach einer wahren Begebenheit
Zwei Männer in vielen Rollen. Die Schauspieler Volker Ranisch und Gian Rupf hinterfragen und interpretieren das Familiendrama «Via Mala» neu.
Der Bündner Gian Rupf (*1967) spielt nach abgeschlossener Schauspielschule in Zürich (ZHdK) während 15 Jahren an verschiedenen Bühnen in Deutschland: Wilhelmshaven, Tübingen, Düsseldorf, Bielefeld, Stuttgart und München. Seit 2006 lebt er wieder in der Schweiz und arbeitet freischaffend. Er realisiert auch eigene Theaterprojekte. In der Stadt und am Berg taucht er mit «bergtheater» auf. Im Schweizer Fernsehen spricht Rupf für Dok, Reporter und Sternstunden, und er ist die Stimme von Kulturplatz.
Volker Ranisch wurde 1966 in Chemnitz, Ostdeutschland, geboren. Er studierte von 1986 bis 1990 Darstellende Kunst an der Hochschule für Theater in Leipzig. Sein Debüt gab er als Theaterschauspieler an den Städtischen Bühnen in Leipzig; ausserdem gastierte er am Deutschen Theater in Berlin und am Schauspielhaus in Zürich. Seine Filmlaufbahn begann Ranisch 1988 in Frank Beyers Kriminalfilm «Der Bruch». Es folgten viele weitere Rollen in Fernseh- und Kinofilmen. Seit 2002 ist Volker Ranisch Mitglied des Ensembles Theater im Palais in Berlin und arbeitet auch als Theaterregisseur. Er ist in Mosnang wohnhaft.
Malerische Kulisse
Über zwei Millionen Mal wurde John Knittels Roman «Via Mala» aus dem Jahr 1934 verkauft, mehrfach verfilmt und 1937 im Schauspielhaus Zürich als Theater uraufgeführt. Das machte den in Indien geborenen Schweizer Autor weltberühmt. Die Kulisse der idyllisch gelegenen Taamühle zwischen Bütschwil und Libingen ist für ein authentisches Theatererlebnis geradezu geschaffen. Im alten Mostereigebäude erleben die Zuschauer einen Theaterabend der besonderen Art. Die Tische in der Höhle der Taamühle sind gut besetzt, Feuer brennen und die kulinarischen Köstlichkeiten aus dem Bündnerland vermitteln den Bezug zum originalen Schauplatz der Geschichte.
Die fünf Frauen von Kultur Mosnang organisieren mit den vier öffentlichen Theateraufführen eine grosse Kiste. «Wir brauchten Mut, in der Krise und Mitte September in der Taamühle, wo bereits herbstliches Nieselwetter herrschen könnte, ein authentisches Theatererlebnis zu bieten. Umso mehr freut es uns, schon am ersten Abend ein ausverkauftes Haus zu haben», sagt Ruth Breitenmoser stellvertretend für Kultur Mosnang.
Mit viel Witz und Scharfsinn
Die zwei Schauspieler sind die Mitglieder der zerrüttenden Familie, sie sind Advokat, Schwiegersohn, Gemeindepräsident, Taglöhner und Erzähler zugleich. Wenn Gian Rupf mit Bart und langem Haar das Fräulein Silveli Lauretz darstellt, oder Volker Ranisch in die Rolle des Untersuchungsrichters Andreas von Richenau schlüpft, hat man als Zuschauer das Gefühl, die Figuren stehen wahrhaftig vor einem.
In messerscharfem Hochdeutsch akzentuieren sie sprachliche Nuancen und betonen damit das Wesentliche. Überraschende Wechsel in den Bündner Dialekt stellen den geografischen Bezug her, man versteht als Zuschauer jedes Wort und jede Betonung, und das alles ohne weitere technische Hilfsmittel. Der Satz «Dr Niid und dr Föhn sind dia zwei eltischta Bündner» wird von Gian Rupf dermassen abrupt fallen gelassen, dass dessen Aussage an Bedeutung nicht mehr zu überbieten ist.
(Text: St. Galler Tagblatt)