Herbert Fritsch, zur Zeit wohl begehrtester Regisseur des deutschen Theaters, inszeniert eine der populärsten zeitgenössischen Opern – äussert unterhaltsam und mit viel Augenzwinkern.
Opernhaus Zürich I Drei Schwestern
Kritik
Die Verpflichtung des Regisseurs Herbert Fritsch für seine erste Opernarbeit erweist sich als ausgesprochen amüsanter Glücksfall. Fritsch legt das Stück als gigantische Groteske ganz im Stil eines Gogol aus. Alles ist überzeichnet, kein (russisches) Klischee wird ausgelassen.Die wunderbar detailliert gearbeiteten und herrlich kitschig-folkloristischen Kostüme von Victoria Behr bedienen die Erwartungen, welche man an ein Bilderbuch-Russland hat. Sie kommen im faszinierend simplen Bühnenbild des Regisseurs und dank der fantastischen Lichtdramaturgie (Franck Evin) prächtig zur Geltung. Sämtliche Rollen (mit Ausnahme des kurzfristig eingesprungenen Daniel Eggert aus Hannover als Soljony) sind mit den hervorragenden Kräften des Zürcher Ensembles besetzt – und man kann eindrücklich feststellen, dass diese Sängerinnen und Sänger leider oft unter ihrem eigentlichen Wert in anderen Produktionen in eher kleinen Nebenrollen eingesetzt werden. Die drei Stimmen von Ivana Rusko (Irina), Anna Goryachova (Mascha) und Irène Friedli (Olga) lassen bereits im Prolog aufhorchen, vereinigen sich in wunderschönen, beinahe madrigal klingenden, vor Selbstmitleid nur so triefend klagenden Terzetten. Fazit: Leicht verdauliches zeitgenössisches Musiktheater: Äussert unterhaltsam und mit viel Augenzwinkern inszeniert und wirklich grossartig gesungen und gespielt. Weiterlesen und Informationen zu Werk und Inhalt auf oper-aktuell
Zerbrochene Träume und nie gelebtes Glück
«Da flieht das Leben, und jeder Tag ist verloren» – Sehnsucht und Melancholie prägen das Leben der drei Schwestern Irina, Olga und Mascha. Sie sehnen sich nach Moskau, nach der grossen Liebe und nach einer anderen, besseren Existenz. Doch ihr Bruder Andrej, in den sie so grosse Hoffnungen gesetzt hatten, verliebt sich in die hysterische Natascha und fristet sein Dasein in der Provinz statt endlich die versprochene Stelle in der Grossstadt anzutreten.
Peter Eötvös
Der ungarische Komponist Peter Eötvös hat Tschechows berühmtes Drama zu einer klangsinnlichen Oper von grosser atmosphärischer Intensität verdichtet. Er bricht die Chronologie der Tschechowschen Vorlage auf und setzt sie neu zusammen.
Inszenierung
Der Schauspieler und Regisseur Herbert Fritsch, am Berliner Theatertreffen 2011 gleich mit zwei Inszenierungen vertreten, inszeniert am Opernhaus Zürich zum ersten Mal Musiktheater. Die musikalische Leitung hat mit Michael Boder ein erfahrener Kenner zeitgenössischer Musik.