Als Verwechslungskomödie kreist «Ball im Savoy» um Seitensprung, Treue, Doppelmoral und hinterfragt das vermeintliche Eheglück. Paul Abraham komponierte eine mitreissende Mischung aus Jazz, Blues und wienerischem Schmelz, gemixt mit ungarischem Flair. Bei der Premiere in Wien war das Stück ein grosser Erfolg, drei Monate später wurde es in Berlin bereits von den Nationalsozialisten abgesetzt. Ein letzter, fröhlicher Aufschrei des Fortschritts vor der Dunkelheit des Faschismus.
Operette Sirnach | Ball im Savoy
Liebe, Lust und Gleichberechtigung zwischen Tango und Jazz. Entstanden 1932 und von den Nazis gehasst.
Intrigen und Liebschaften
Aristide ist mit seiner Gattin Madeleine von der Hochzeitsreise nach Nizza zurückgekehrt und findet ein Telegramm seiner Ex-Geliebten Tangolita vor. Die besteht auf Einlösung eines Versprechens noch in derselben Nacht: einem Souper im Hotel Savoy. Aristides Freund, der türkische Attaché Mustafa Bey, ersinnt einen Plan, wie das Tête-à-tête ohne öffentliches Aufsehen zu absolvieren wäre. Madeleine durchschaut die Machenschaften der beiden Männer und geht maskiert zum Ball im Savoy, wo sie prompt vom eigenen Mann angebaggert wird. Als er zum Séparée-Date mit Tangolita verschwindet, schnappt sich die düpierte Gattin ihrerseits einen Verehrer. Dann geht die Post ab …
Helles Stück vor dunklem Hintergrund
Mit so bekannten Melodien wie «Es ist so schön, am Abend bummeln zu geh’n», «Wenn wir Türken küssen» und «Bist du mir treu?» zieht er das Publikum in seinen Bann. Dabei wartet er mit in der Operette unüblichen schrägen Harmonien auf. Tat er dies, um Elemente der zeitgenössischen Musik in die Operette zu bringen? Oder spürt diese Musik die Zerstörungen des aufziehenden Nationalsozialismus?
Dass das Stück den Nazis missfallen würde, war abzusehen: Mit den jazzigen Elementen hatte Abraham eine Revue geschaffen, die für Modernität und Weltoffenheit stand. «Ball im Savoy» ist die letzte freizügige Operette einer Zeit, die zu Ende geht. Die überdrehten Finali sind die Musik für den letzten Tanz auf dem Vulkan.