Alles hat seine Zeit! Bald ist der legendäre Rote Turm auf dem Julierpass Geschichte. Die hölzerne Rauminstallation mit ihren babylonischen Zitaten wird den Pass nicht mehr prägen. Die physische Existenz weicht der Erinnerung, die ihre eigenen Spielregeln hat, die manches vergoldet, verbrämt, manchmal auch verzerrt. Doch noch ist es nicht so weit. Mitte Juni 2023 lädt Nova Fundaziun Origen zum letzten Auftakt auf den Julierpass und weiter unten im Tal zum Freilichttheater.
Nova Fundaziun Origen - Letzte Spielzeit im Turm
- Publiziert am 10. Mai 2023
Der Rote Turm auf dem Julierpass verschwindet im September 2023. Wer noch keine Veranstaltung dort erlebt hat, sollte die letzte Chance nutzen.
Abschied vom Roten Turm
Origens Roter Turm, Europas höchstgelegener Theaterbau, geht in die letzte Saison. Im August ertönt letztmals Musik. Im September wir der hölzerne Klangkörper abgebaut. Zuvor wird der Theaterturm noch dicht gedrängte Konzertreihen, Tanzabende und Klang-Installationen erleben. Clau Scherrer dirigiert Brahms- und Rachmaninov. Luca Andrea Tessarini, Juliano Nunes, Sébastien Bertaud und Ilia Jivoy choreographieren ein letztes Mal für den Turm. Wehmut mischt sich in den Spielplan. Doch Nova Fundaziun Origen ist mehr als einfach der Rote Turm. Die einmalige kulturelle Initiative im Bündernland, die weit über die Region ausgestrahlt hat, geht weiter.
Der Dorfbrand von Riom
Weiter unten im Tal, im Römerdorf Riom, wartet ein grosser Spielplan auf den Sommer. Ein dramatisches Freilichtspiel erzählt vom grossen Dorfbrand von 1864 und nimmt die Zuschauer mit auf eine grosse Zeitreise, die bis zu den verheerenden Feuersbrünsten der Antike reicht. Eine Theaterminiatur für Gesang, Schlagzeug und Piano erzählt vom grossen Brand. Die traditionellen gregorianischen Gesänge erklingen in der Dämmerung. Die Burg Riom wird zum experimentellen Tanzlabor und bietet arrivierten jungen Choreographen Freiräume für unerwartete Kreationen, unter ihnen etwa Andrey Kaydanovskiy, Dustin Klein, Thiago Bordin, Robert Robinson und Charlie Skuy. Der Sommer wird gross.
Die Dramaturgie der Zukunft
Trotz aller Abschiede: es gilt kraftvoll Zukunft zu planen. Origen wird den kommenden Sommer nutzen, um markante Visionen zu skizzieren und zu präsentieren. Wo wird Origen künftig performen? Was kann die Kultur bewirken? Welche Rolle darf oder muss Kultur in Graubünden spielen? Sind wir blosse Trabanten städtischer Kulturinstitutionen? Haben die Alpen eine kulturelle Zukunft, und wenn ja, welche? – Wir laden zu einer recht kühnen Dramaturgie der Zukunftsgestaltung. Auf dem Julierpass machen wir einen beherzten Anfang. Wir hoffen, dass Sie dabei sind.