Es ist ein moderner Klassiker, in den 50ern als absurdes Theater und provokatives Avantgardestück geboren. Siebzig Jahre später ist es ein Text, der durch seine klare, genaue und humorvolle Sprache verführt und im Zusammenspiel seiner Endzeitfiguren Estragon und Wladimir, Pozzo und Lucky, eine tiefe Menschlichkeit offenbart. Fazit: auch 2019 warten wir immer noch auf Godot.
neuestheater.ch | Dornach | «Warten auf Godot» Samuel Beckett
Ein perfektes Bühnenbild, ein aussergewöhnliches Schauspielerteam, eine geradlinige Regie, ein sehr starker Text – und immer das Warten auf Godot.
Moderner Klassiker
Seit der Uraufführung 1953 in Paris sind weltweit zahlreiche Interpretationen in die Inszenierungen dieses grossen Werkes eingeflossen. Nur die wichtigste Person hat sich jeder Fassung enthalten: der Autor selbst, Samuel Beckett. Eine Vertiefung in die wunderbaren Sätze, die Wladimir und Estragon in ihren Dialogen sprechen, ergeben zunächst ein Staunen über den Reichtum ihrer Seelen. Ihre Auseinandersetzung mit der Versehrtheit ihres Körpers zeigt uns, dass das Drama immer das Ringen des Menschen mit den Grenzen seiner Existenz beinhaltet. Mit ungeheurer Zärtlichkeit schützen Wladimir und Estragon einander in den Stunden ihrer Wartezeit und ihr wunderbarer Humor hilft ihnen über die Klippen hinweg. Sind Wladimir und Estragon bedroht? Wir alle sind bedroht. Wir alle sind Wladimir und Estragon. Ohne Mitgefühl und Zärtlichkeit werden wir zu den beiden anderen Gestalten dieses Theaterstückes: zu Pozzo und seinem Knecht Lucky, die in den Ort des Wartens einbrechen und die Welt mit sich besetzen wollen. «Warten auf Godot», ein zeitloses Werk, zeigt uns einen theatralischen Mikrokosmos, hat aber auch eine verborgene, politische Dimension. Die Frage nach Menschsein und Macht. (text: neuestheater.ch)