Musical | Bibi Balu
Abzocker und Eurokrise
1964 wurde die Uraufführung im Theater am Hechtplatz in Zürich zu einem Kassenschlager. Heute, bald 50 Jahre später, sorgt die Komödie um Spendenbetrug, Geldgier und Medienhype erneut für Lacher. Die Geschichte ist aktuell. Der Zürcher Theaterenthusiast André Keller produziert mit einem wohlbekannten Ensemble den rasanten Klamauk neu. Er sagt: «Bibi Balù ist Balsam für die Seele der Schweizer, für die von Eurokrisen überdrüssige polittheatermüde, gebeutelte Bevölkerung.» Statt auf helvetische Selbstbemitleidung oder Beweihräucherung setzt er mit «Bibi Balù – das Musical» auf eine zündende temporeiche Revue mit einem kräftigen Schuss Selbst- und Schweiz-Ironie.
Ein Parade-Klamauk für Walter Andreas Müller
Das Gaunermusical vereinigt auf der Bühne Darsteller, die mit allen Wassern gewaschen sind. Im Mittelpunkt steht Walter Andreas Müller. Das Stück ist ein Paradeklamauk für den Mimen. So sorgt WAM als Pfarrer Ernst Sieber, Mike Shiva, Sepp Blatter oder Christoph Blocher für Lacher. Eveline Suter (u.a. Hauptrollen in den Musicals «Alperose» oder «Tell») spielt Bibi Balù, Christian Jott Jenny alias Leo Wundergut, spielt Rico Luginbühl, einen PR-Berater. Vor fast 50 Jahren war Bibi Balù mit Ines Torelli, Ruedi Walter, Jörg Schneider, Paul Bühlmann, Margrit Rainer und Edi Huber lange Zeit eines der beliebtesten Schweizer Bühnenstücke. Die Zürcher Neuauflage wurde nun konsequent aktualisiert. Autor der neuen Version ist Domenico Blass. In seinem wohl bekanntesten Werk «Ernstfall in Havanna» schrieb er Gags und Sprüche für Viktor Giacobbo und Mike Müller.
Bibi Balù – zum Inhalt
Die Geschichte Bibi Balù basiert auf einer wahren Begebenheit, handelt von einer Studentin aus Afrika, die in Geldnot geriet. Sie erzählte ihre Geschichte einst einem Journalisten. Die damals einflussreiche Deutschschweizer Zeitung «Zürcher Woche» nahm sich der Sache an und rief zu einer Spendenaktion auf. Nachdem eine ansehnliche Summe gesammelt war, protestierte der Vater der Studentin und verbat sich jegliche Einmischung ins Familienleben und solche Almosen. Das Geld wurde dann für einen anderen guten Zweck verwendet.
art-tv Wertung
Die Neuinszenierung überzeugt einerseits durch hervorragende Schauspieler und durch eine brillante Aktualisierung. Domenico Blass hat ganze Arbeit geleistet und trägt viel dazu bei, dass das Stück auch bei jüngeren Zuschauern punkten kann. Viele neue Gags und Walter Andreas Müller in ebenso vielen seiner Paraderollen tragen dazu bei, dass man sich bestens unterhält. Wirklich gelungen!