Von Publikum und Presse hoch gelobt: Das Luzerner Theater stellt uns mit «Pnima … Ins Innere» in beeindruckender Art und Weise die Frage, wie man reagiert, wenn man mit Ängsten und Tabus konfrontiert wird.
Luzerner Theater | Pnima … Ins Innere
Musikalisches Psychogramm der Verdrängung
In Anlehnung an den experimentellen Roman «Stichwort: Liebe» von David Grossman beleuchtet Chaya Czernowin mit «Pnima» die Hilflosigkeit späterer Generationen im Umgang mit den Erfahrungen von Holocaust-Überlebenden. Czernowin nutzt sechs Soloinstrumente, ein Streichorchester und Schlagwerk, aber auch elektronische Zuspielungen, um mit einem Mix aus gestisch verdichteten Klängen und Geräuschen ein musikalisches Psychogramm der Verdrängung zu kreieren. Dabei kommt sie zur Verdeutlichung der Sprachlosigkeit ganz ohne Worte und Handlung aus, da sich die vier Gesangssolisten ausschliesslich in Lauten artikulieren. So entsteht dank der breiten Ausdruckspalette ein akustischer Schicksalsraum, angefüllt mit schmerzvollen Geschichten, die um das Phänomen traumatischer Lebenserfahrungen kreisen.
Das Wesentliche jener Existenzen
Der Regisseur David Hermann und die Ausstatterin Magdalena Gut nehmen bei Ihrer Inszenierung den Titel der Kammeroper ganz wörtlich. Im Rahmen einer Art Installation als Paraphrase wissenschaftlicher Geschichtsanalyse zeigen sie das Bemühen des Menschen, das Leben vergangener Generationen zu erforschen und zu verstehen. Mit Akribie arbeitet sich das Personal sozusagen «ins Innere» der eigenen Historie. Dabei wird deutlich: Das Wesentliche jener Existenzen lässt sich kaum begreifen, gleichwohl besitzt die Vergangenheit eine ebenso starke wie rätselhafte Lebendigkeit in jeder Gegenwart.