Der Direktor des Luzerner Theaters Dominique Mentha bringt die Oper “Orfeo ed Euridice” von Christoph Willibald Gluck auf die Bühne – ein Stück, das auch heute noch begeistert.
Luzerner Theater | Orfeo ed Euridice
Er gilt als Inbegriff des Sängers: der mythische Barde Orpheus, dessen Kunst selbst Götter zu Tränen rührte. Kein Wunder folglich, dass sich gleich eine der ersten Opern überhaupt mit dieser Figur beschäftigt, und ebenso wenig erstaunt es, dass der Librettist Ranieri De’ Calzabigi bei seinem Bemühen um eine entscheidende Reform des italienischen Musiktheaters wiederum Orpheus in den Mittelpunkt seines Interesses rückte, ging es ihm doch um neue Ausdrucksqualitäten des Gesangs.
Orpheus’ Klage über den Tod seiner Gattin Eurydike erweicht Jupiter, der dem Trauernden eine zweite Chance gibt: Falls es ihm gelingt, die Furien der Unterwelt zu besänftigen und Eurydike ins Diesseits zurückzuführen, ohne sie anzusehen oder ihr Jupiters Gebot zu verraten, soll sie wieder leben. Der Plan gelingt, bis Eurydike an der scheinbaren Herzenskälte ihres Gatten verzweifelt. So vernichtet Orpheus aus Liebe ihrer beider Liebesglück …
Mit «Orfeo ed Euridice» schrieb Calzabigi ein Libretto, das radikal mit allen Traditionen der zeitgenössischen Opera seria bricht: Wenige Figuren treiben eine sehr einfach gehaltene Handlung voran, an der jedoch der Chor immer wieder wesentlich partizipiert. Der Text verzichtet auf sprachliche Brillanz, entfaltet dafür aber emotionale Kraft. Auch Christoph Willibald Gluck vermied, der Textvorlage entsprechend, Pomp und Pathos und zog aus der Beschränkung der Mittel grössten Nutzen: Er schrieb mit «Orfeo ed Euridice» eine seiner wirkungsvollsten Opern.