Seit drei Jahren sind die griechischen Regisseure Christos Passalis und Angeliki Papoulia eng mit der Luzerner Schauspielsparte verbunden. Diesmal führen sie ein mehrsprachiges Ensemble aus Reims, Florenz, New York/Zürich und Luzern zusammen, um Tschechows Theaterklassiker «Der Kirschgarten» über den Abschied vom Gewohnten als emotionalen Akt in die «Box» des Luzerner Theater zu bringen.
Luzerner Theater | Der Kirschgarten
Zum Stück
Kaum ein Autor hat das Klima der Orientierungslosigkeit und Unfähigkeit zum Aufbruch so poetisch, feinsinnig und humorvoll gezeichnet wie Anton Tschechow. Mit ihrer dritten Inszenierung am Luzerner Theater eröffnen die Regisseure Angeliki Papoulia und Christos Passalis die Spielzeit im Schauspiel mit Tschechows letztem Stück. Wie sein Werk sind ihre Inszenierungen von Melancholie und Komik geprägt. In ihrer Lesart wird Tschechows tragische Komödie über den Verkauf des Kirschgartens, eines überschuldeten Familienguts, zum einfühlsamen Abgesang auf eine glorreiche Zeit. Letzter Zeuge des einst blühenden Gartens ist ein verlassener Pavillon, den Bühnenbildner Márton Ágh mitten in die «Box» baut. Wie ein verlassenes Museum präsentiert er die Geschichten und Gefühle einer Zeit, in der der Wert der Dinge nicht ausschliesslich an ihrem Profit gemessen wurde. Der alte Diener Firs ist der einzige, der sich noch an das Gutshaus und dessen Gesellschaft erinnert – und so bleibt den Geistern der Vergangenheit nur noch, den Ort der Erinnerung heimzusuchen und neu zu beleben. Mit einem mehrsprachigen Ensemble spannen Papoulia und Passalis ihren erzählerischen Bogen für Luzern von einer mythischen Vergangenheit («Alkestis!») über die Auseinandersetzung mit einer heutigen Stadtgesellschaft («Der Besuch der alten Dame») nun in eine offene Zukunft und zeigen mit Tschechows letztem Stück eine verunsicherte internationale Gemeinschaft im Umbruch…