Die Oper hinterfragt mit viel Witz rigide Verhaltensnormen.
Prägnant charakterisierte Figuren und gestisch pointierte Situationen zeigen eine bunte Welt, in der Alt und Jung um Lebensweisheit ringen.
Luzerner Theater | Albert Herring
Der angebliche Niedergang der jungen Leute
Über die Jugend seiner Zeit soll schon Sokrates hin und wieder die Stirn gerunzelt haben. Bis heute lamentieren in die Jahre gekommene Generationen über den angeblichen Niedergang der jungen Leute – und meinen damit in der Regel die eigenen verpassten Gelegenheiten. Von diesen zwei Ansichten auf dieselbe Sache erzählt die komische Oper «Albert Herring».
König der Tugend
Ein junger Mann entspricht brav und kritiklos nicht nur den Wünschen seiner Mutter, sondern auch den strengen Anstandsregeln der Gesellschaft. Auf der Strecke bleiben dabei eigene Träume, Sehnsüchte, Erfahrungen – kurz: das Leben. Dafür krönt ihn die Stadt zum König der Tugend. Während der Feier jedoch kommt statt Wasser plötzlich Alkohol ins Spiel, und schon gerät die Welt für alle aus den Fugen…
Eine bunte Welt mit pointierten Situationen
Sittengesetze – englische zumal – können genau wie ihre Hüter streng und absurd sein. Gerät dieses unmusikalische Sujet zum Gegenstand einer Oper, kommt dafür naturgemäss nur die komische Gattung in Frage. Dementsprechend nutzte der britische Komponist Benjamin Britten eine kleine Orchester- und eine grosse Sängerbesetzung. Im Zentrum steht eine individuelle Reifeprüfung, die trotz des Humors in Text und Partitur zu einem ernstzunehmenden Resultat führt: Wer erwachsen werden soll, muss eigene Erfahrungen machen dürfen.