Das Kleintheater Luzern präsentierte die zweite Ausgabe des Winterfestivals «Unfrisiert». Unter dem Leitspruch «sex sells» widmete sich das Programm mit Theater, Tanz, Performance und Spoken Word dieser facettenreichen Thematik. Eine Bühnenpremiere stach dabei besonders hervor: «King Lori #Instagration» vom Institut für bewegende Künste vor. Wer es verpasst hat, im September 2022 kommt es in Züirch wieder auf die Bühne und geht vorher auf Tournee nach Mazedonien. arttv.ch stellt das Stück vor.
Kleintheater Luzern | King Lori #Instagration
Raum für Geschichten, Erfahrungen und Fragestellungen rund um das Thema Sex – und Loredana war auch dabei!
«In den vergangenen Monaten mussten wir alle zwangsweise auf Distanz zueinander gehen, Körperlichkeiten und Berührungen sind zur Mangelware geworden. Mit dem Unfrisiert Festival wollen wir nun die schönste Nebensache der Welt wieder ganz ins Zentrum stellen: ein Programm voller explosiver Sinnlichkeiten und lustvollen Neuentdeckungen.» Gina Dellagiacoma, Festivalleiterin
Das Festival
Multiperspektivisch und kritisch will «Unfrisiert» nicht nur unterhalten und einen lustvollen Umgang mit dem Thema Sex ermöglichen, sondern auch idealisierte Bilder, Rollen und Normen rund um das Thema behandeln. Dazu gehört auch das Hinterfragen von heteronormativen Stereotypen, Männer- und Frauenbildern, Machtverhältnissen und Privilegien. Gesellschaftliche Bewegungen und Aktionen, wie beispielsweise #MeToo, verdeutlichen diesbezüglich den Handlungs- und Nachholbedarf – der Kulturbetrieb ist hierbei nicht ausgeschlossen. Das Festivalprogramm widerspiegelt die Diversität an Menschen, sexuellen Identitäten und Erfahrungen, Wünschen und Möglichkeiten. Das Themenfeld von Sexualität und Liebe wurde am Festival nicht nur aus einer künstlerischen Perspektive ergründet und erforscht, sondern bot ergänzend dazu auch Anlass zu einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung.
sex sells
«Liebe und auch Sexualität sind wahrscheinlich die am besten vermarktbaren Gefühle.» Die israelische Soziologin Eva Illouz bringt es auf den Punkt: Sex und Liebe leben von Erzählbarkeit und Idealisierung – gerade deswegen meist durch stereotypische Normen. So facettenreich die Themen- und Erfahrungsfelder von Sexualität und Liebe auch sein mögen, so eindimensional treten diese in unserer Gesellschaft auf. Das Kleintheater Luzern nahm die diesjährige Ausgabe des biennalen Festivals zum Anlass, das Themenfeld der Sexualität für neue, noch häufig marginalisierte Erfahrungen, Geschichten und Fragestellungen zu öffnen.
King Lori #Instagration
Loredana? Schon mal gehört? Vermutlich, wer sich für lokale, allerdings netzweit bekannte Popproduktion interessiert. Und Ylfete? Gibt es nicht eine Luzerner Politikerin diesen Vornamens? Richtig. Und in diesem wahrhaftig fiktiven Drama treffen Loredana und Ylfete aufeinander und batteln über Status und Street Credibility, über Rhymes und politische Punchlines, über die Macht des politischen Wortes und des sexuell aufgeladenen Bildes. Die beiden Frauen, die es wirklich gibt, werden in «King Lori» zu erfundenen Figuren, verstrickt in Fragen von Herkunft, Selbstbehauptung und sozialem Aufstieg. Die schweiz-kosovarische Performancegruppe um Jeton Neziraj («Kosovo For Dummies») und Katharina Cromme erlaubt sich, Loredana und Ylfete auf die Bühne der Fiktion zu schieben – als Role Models in einer unendlichen, einer so traurigen wie oft auch komischen Migrationsgeschichte.