Vertrauen, Liebesverrat, Desillusionierung – in Ernst Kreneks Oper betrügen sich zwei Paare gegenseitig. In der Kombination mit Mozarts «Così fan tutte» erlebt das Publikum einen lebendigen kontrastreichen Musiktheaterabend.
Gare du Nord | Mad Couples – Krenek & Mozart
Vertrauenssache
1945 schrieb Ernst Krenek – von Glenn Gould einmal als «one-man history of twentieth-century music» bezeichnet – im Auftrag der Metropolitan Opera «What Price Confidence?», ein Ränkespiel zweier Paare, die sich gegenseitig betrügen. Ähnlich wie Mozart in «Così fan tutte» stellt Krenek darin die Vertrauensfrage in Sachen Liebe, Loyalität und Gesellschaft. «Mad Couples» verlegt die Handlung ins Amerika der 1940er und 50er Jahre: Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten musste Krenek nach seiner Flucht vor den Nationalsozialisten neues Vertrauen in eine ihm fremde Gesellschaft gewinnen.
Musikalischer Kontrast – Krenek und Mozart
Die musikalische Gegenüberstellung mit Mozarts «Così fan tutte» erzeugt zusätzliche Spannung: auf der einen Seite eine üppige Oper der Wiener Klassik, auf der anderen eine minimalistische Reiseoper mit Klavierbegleitung in zwölftöniger Kompositionstechnik. Dieser Kontrast – präsentiert auf historischem Hammerklavier und auf der erst durch Mozart berühmt gewordenen Glasharfe – macht den Reiz und die Herausforderung dieses ungewöhnlichen Musiktheaterabends aus.
Kaleidoskop Ernst Krenek
Ernst Krenek – unermüdlicher Komponist, Literat und wacher Zeitgenosse – floh auf dem Gipfel seines frühen Erfolges vor den Nationalsozialisten in die USA. Ausgehend von den «Roaring Twenties» folgt man «In ewigen Warteräumen», dem Kaleidoskop zu Ernst Krenek, den Spuren dieses Ausnahmekünstlers auf einer Reise durch die Zeit- und Musikgeschichte des gesamten 20. Jahrhunderts. Der Blick richtet sich dabei vor allem auf die aktuelle Brisanz seines musikalischen, literarischen und gesellschaftspolitischen Werkes.