Hans Christian Andersens berühmtes Märchen trifft auf die schillernde Welt des Drags: Mit Akteur:innen aus dem Ensemble und der Schweizer Drag-Szene interpretiert Bastian Kraft die tragische Liebesgeschichte der kleinen Meerjungfrau neu. Der Regisseur begeisterte das Schauspielhaus-Publikum in den letzten Jahren mit den Inszenierungen «Andorra» und «Homo Faber» von Max Frisch und «Buddenbrooks» von Thomas Mann.
Drag-Queens und die kleine Mehrjungfrau
- Publiziert am 19. Dezember 2024
Das Zürcher Schauspielhaus bietet eine Show voller Glitzer, Transformation und künstlerischer Freiheit.
«Wenn die Leute einen Fisch sehen, kommt auch niemand auf die Idee, zu fragen, ob das ein Männlein ist oder ein Weiblein. In einem Aquarium herrschen diesbezüglich paradiesische Zustände: Du wirst in deiner Schönheit bewundert, und niemand will dir zwischen deine Beine schauen.»
Die kleine Meerjungfrau von Bastian Kraft und Ensemble
Show de nixe
Anstatt der Liebe des Prinzen an Land sucht Bastian Kraft in seiner neusten Regiearbeit das Glück im Meer: Mit Spieler:innen aus dem Ensemble und Stars aus der Schweizer Drag-Szene liest er die Geschichte der kleinen Meerjungfrau neu und taucht dorthin, wo Biografie und Märchen ineinanderfliessen und Drag und Schauspiel zu einer Show de nixe verschwimmen. Unter Wasser sehen wir Menschen unscharf, Formen verschwimmen, Körpergrenzen lösen sich auf, alles kommt ins Fliessen. Gleiches passiert im Drag, der Kunstform, die durch extravagante Kostüme und Make-up Geschlechterrollen auflöst, Identitäten in Glitzer und Pailletten taucht und vor allem eine atemberaubende Show bietet. Hans Christian Andersens Märchen zeigt eine ebensolche Transformation: Eine Meerjungfrau verliebt sich in einen Menschen und möchte ihren Fischschwanz loswerden. Das Märchen endet bekanntermassen tragisch. Vielleicht spiegelt es Andersens eigenes Schicksal wider, der sein Leben lang in seinen Jugendfreund verliebt war und diese Liebe nie leben konnte. Und gleichzeitig ist es eine Geschichte so alt wie die Menschheit selbst, von Nymphen, Nixen und Wassergeistern, von Verwandlung und der Befreiung aus der zugeschriebenen Rolle.
Textgrundlage: Schauspielhaus Zürich