In Deutschland ist Regisseur Christopher Rüping in der Theaterszene ein Star. In der Schweiz gilt es ihn noch zu entdecken. Das Schauspielhaus Zürich bietet mit «Das neue Leben» eine tolle Gelegenheit. «So viel Liebe, so viel Gefühl, so viel Leben. Und so viel Nähe zu diesen vier Dante-Erzähl-Darsteller:innen, die um Worte wie Begegnungen ringen, die sich in Liebeshymnen von Britney Spears bis Meat Loaf schmerzvoll verzehren. Ein Zuschauglück.»
«Das neue Leben» im Schauspielhaus Zürich ist bestes Theater. Warum geht dann niemand hin?
Gerade mal ein Drittel war an der Premiere besetzt. Schade, denn es ist ein mutiger, überraschender, schauspielerisch wie musikalisch virtuoser Abend,
«Christopher Rüping übergibt Dantes 1293 erschienenes Jugendwerk «Vita Nova» einem tiefenentspannten Ensemble, das ihn wie ein kostbares, aber robustes Spielzeug auf das Grundsätzliche hin abklopft. Es geht um die grosse Liebe, den Tod und verpasste Momente. Und darum, wie aus diesen manchmal Kunst entsteht. Zwischen Dantes unerhörten Sonetten an Beatrice und Pop-Songs von heute, im sanften Clinch miteinander und mit dem selbstspielenden Klavier wagen sich die Schauspieler:innen ohne jede Absicherung bis an die Grenze zum Sentimentalen. Wenn es im zweiten Teil durch das Inferno und Purgatorium der «Göttlichen Komödie» geht, weicht das arme und nahbare Theater des Beginns einem überwältigenden, fast grössenwahnsinnigen Gesamtkunstwerk aus Licht, Klang, Bühnen- und Kostümbild – und Zeit. Ein mutiger, überraschender, schauspielerisch wie musikalisch virtuoser Abend, der uns bei unserer (post)pandemischen Sehnsucht nach Begegnung und Neuanfang packt, das Herz meint und ans Herz geht.» – Jurystatement 59. Berliner Theatertreffen
Das neue Leben | Synopsis
Als Neunjähriger wird Dante durch den Anblick eines fast gleichaltrigen Mädchens im Innersten ergriffen: Beatrice. Eine unauslöschliche Liebesregung, die ihn ganz der Herrschaft Amors unterwirft. Als Beatrice ihn genau neun Jahre später bei einer Zufallsbegegnung freundlich grüsst, versetzt ihn das in einen Sturm der Beglückung: Er ist liebeskrank und schreibt darüber Sonette. Doch damit andere diese nicht auf Beatrice beziehen, täuscht er die Liebe zu einer anderen Frau vor. Der frühe Tod einer Freundin Beatrices bewegt ihn zwischenzeitlich, gegen den Tod anzudichten. Als die Frau seiner Tarnbeziehung die Stadt verlässt, fingiert er eine andere Liebe. Das bringt ihm den Ruf der Flatterhaftigkeit ein. Als ihm Beatrice darauf ihren Gruss verweigert, versucht er, tief erschüttert, sich in Versen von dem falschen Verdacht zu reinigen. Sehnsucht treibt ihn, ihr zu nahen; doch in ihrer Gegenwart verliert er alle Fassung und wird zum Gespött. Er schreibt melancholische Lieder, und der Tod von Beatrices Vater vertieft bei ihm die dunkleren Töne. Er erkrankt, neun Tage lang, träumt von Beatrices Tod und fährt darauf, wie zum Trotz, mit Preisgedichten auf sie fort. Genau in diesem Moment stirbt sie.
Sein Leben will er ihrem Andenken widmen. In seiner allumfassenden Dichtung «Die Göttliche Komödie» schreitet er selbst an der Seite des
Dichters Vergil die neun Kreise der Hölle (Inferno) hinab und neun Stufen den Läuterungsberg (Purgatorium) hinauf, durchlebt als Busse für sein Leben die Strafen und Qualen der Sündigen – ehe er im Paradies Beatrice, die «Seligmachende», wiedersieht. Endlich kommt es zur Begegnung, die im realen Leben nicht möglich war.
Das neue Leben | Stimmen
«So viel Liebe, so viel Gefühl, so viel Leben. Und so viel Nähe zu diesen vier Dante-Erzähl-Darsteller:innen, die um Worte wie Begegnungen ringen, die sich in Liebeshymnen von Britney Spears bis Meat Loaf schmerzvoll verzehren. Ein Zuschauglück in diesen pandemischen Zeiten.»- nachtkritik.de, Sarah Heppekausen | «Jubel im Schauspielhaus Bochum, so dass die Toten erwachen.» – kultur.west, Andreas Wilink | «Aber nicht, dass man meint, es handele sich hier um einen lustigen Liederabend. Ganz und gar nicht. Humorvoll ist die Aufführung schon, aber in einem tieferen, nachdenklichen Sinn.» – Süddeutsche Zeitung, Martin Krumbholz | «Das Stück reisst das Publikum im Schauspielhaus von den Sitzen.» – Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Sven Westernströer
Eine Quote von arttv.ch erlogt nach der Zürcher Premiere.


