Einen ganzen Winter lang erzählt «Origen» vom Mythos Weihnachten und geht der biblischen Erzählung auf den Grund: Ist der Weihnachtsplot mehr als eine romantische Pastorale? Hat König Herodes möglicherweise Verwandte im Nahen Osten, auch heute noch? Was unterscheidet Josef und Maria von Flüchtlingen unserer Tage? Ist der Kindermord tatsächlich Geschichte?
Bündner Kulturinstitution «Origen» | Drei Monate lang Weihnachten
Für alle bedrohten Kinder der Welt
Origen erzählt von Weihnachten, einen ganzen Winter lang, frei von Lametta. Im Herbst hat König Herodes auf dem Julierpass gewütet, auf schwebender Bühne, in herbstlicher Pracht. Im Dezember werden Benjamin Brittens Weihnachtswerke gesungen, lassen junge Menschen im Kerzenmeer wandern und denken an die bedrohten Kinder der Welt. Die Weisen aus dem Morgenland ziehen durch die verschneiten Winterlandschaften am Pass, trinken indischen Tee im Turm, dazu marokkanische Minze. In Riom treffen die Magier auf das Kind im Stall, loben den lieblichen König, und ziehen von dannen – ein wenig ratlos. Im Februar, lang nach Heiligabend, verirrt sich der vierte König auf den Julierpass und verschenkt die ganze Habe, sein volles Leben an den verlorenen Neugeborernen. Wenn der Winter weicht und Frühlingsstürme toben, am Ende der Saison, erklingen Passionsgesänge im Turm und beschliessen den Spielplan mit der Verheissung auf Leben. Derweil wird es warm in Riom. Das Restaurant Taratsch eröffnet mit raffinierter italienischer Küche, in der Villa Carisch wirkt der Zuckerbäcker und lädt zu Kaffee und Kuchen in der bezaubernden Tapetenwelt des Monsieur Carisch.
Vitales Zeugnis einer lebendigen Sprachgemeinschaft
Der Name «Origen» ist rätoromanisch und bedeutet Ursprung, Herkunft, Schöpfung – entsprechend ist die bündnerische Kulturinstitution «Origen» ein Bekenntnis zur kulturellen Kraft einer dreisprachigen Region, die vom Austausch lebt. Sie realisiert das alljährliche «Origen Festival Cultural» in Graubünden und widmet sich vor allem der Förderung und Produktion von neuem, professionellem Musiktheater. Origen hat auch ein eigenes Haus: die Burg Riom, die 2006 zum Theater ausgebaut und eröffnet wurde. Origen ist kein alpines Ghetto einer sterbenden Sprache, sondern vitales Zeugnis einer lebendigen Sprachgemeinschaft, die das Experiment Kultur immer wieder von neuem wagt.