Wer erinnert sich nicht an den 1959 uraufgeführten Erfolgsfilm «Hinter den sieben Gleisen» des grossen Schweizer Regisseurs Kurt Früh? In seiner diesjährigen Produktion spielt die Aemtler Bühne die Theaterfassung dieses Meisterwerks, verfasst von der Schauspielerin, Dramaturgin und Regisseurin Katja Früh, der Tochter von Kurt Früh.
Die Geschichte der drei Clochards Barbarossa, Dürst und Clown zeigt Menschen am Abgrund des aufblühenden Wirtschaftswunders. Eine durchaus aktuelle Begebenheit.
Aemtler Bühne Mettmenstetten | Hinter den sieben Gleisen
Das Theater im Knonauer Amt inszeniert die Theaterfassung des Filmklassikers «Hinter den Sieben Gleisen».
Das Stück
«Hinter den Sieben Gleisen» lief in seinem Erscheinungsjahr 1959 ununterbrochen 14 Wochen lang in den Zürcher Kinos und zog über 500 000 Zuschauer an. Dabei löste er aber auch kontroverse Diskussionen aus, denn er war damals durchaus gesellschaftskritisch. Die drei Clochards Barbarossa, Dürst und Clown stellten Aussenseiter dar; Menschen am Abgrund des aufblühenden Wirtschaftswunders. Solche waren in weiten Kreisen nicht gern gesehen. Genau für sie interessierte sich aber Kurt Früh. Er recherchierte gründlich, freundete sich mit einzelnen an und lud sie als Zuschauer zu den Dreharbeiten ein. «Warum hat es sie alle ‹verjagt›?» fragte Früh sich laut eines Zitates aus seinen Memoiren. Diese Frage taucht, fast wörtlich gleich, an einer bestimmten Stelle im Stück auf.
Inge und ihr Prinz
«Hinter den sieben Gleisen» und «Hinter den sieben Bergen» – der Bezug zum berühmten Märchen von «Schneewittchen» ist offensichtlich und gewollt. Es geht immer um Schutzsuchende, mit dem Unterschied, dass es sich im Film und in der Theaterfassung von Katja Früh nicht um eine Königstochter handelt, sondern um Inge. Sie ist eine Hausangestellte aus Deutschland, schwanger und allein – und die Beschützer sind nicht niedliche Zwerge, sondern Menschen am Rande der Gesellschaft. Sie reagieren zuerst verwirrt, verunsichert, ja teilweise mit offener Ablehnung auf die Hilfesuchende. Das allerdings ändert sich langsam aber mit der Zeit. Wie diese Wandlung gezeigt wird, gehört zu den wunderbaren Feinheiten von «Hinter den sieben Gleisen».
Die Aemtlerbühne
Vor mehr als dreissig Jahren, fing alles an. 1984 riefen ein paar Theaterfreaks aus dem Säuliamt die Aemtler Bühne ins Leben. Schon die erste Produktion im Frühjahr 1985 stiess auf grosses Interesse. Das Bemühen um gute Qualität der Inszenierungen zahlte sich aus: Für Regie, Bühnenbild und Kostüme wurden konsequent professionelle Kunstschaffende unter Vertrag genommen. Um für die Sponsoren vertrauenswürdig zu sein, wurde 1990 der Verein «Aemtler Bühne – Theater im Knonauer Amt» gegründet. Seit ein paar Jahren finden die Aufführungen im Gasthaus zum weissen Rössli in Mettmenstetten statt, wo ein charmanter Theatersaal zur Verfügung steht.