Kein Apfel, keine Armbrust. Zum 500 Jahre Jubiläum der Tellspiele in Altdorf ersetzt Regisseur und Reinhart-Ring-Träger Volker Hesse spitze Pfeile durch kräftige Frauenstimmen und befördert die politische Message in die Gegenwart.
500 Jahre Jubiläum | Tellspiele Altdorf
- Publiziert am 28. August 2012
Starke Bilder, kraftvolle Gesten
1512 wurde zum ersten Mal «ein hübsch Spyl gehalten zu Uri in der Eidgenossenschaft», 500 Jahre später fokussiert Volker Hesse – wie schon 2008 – auf die politische Dimension von Schillers Wilhelm Tell. Mit über hundert Laienschauspielern und stärker gekürztem Originaltext. Zwischen zwei Wänden aus hallendem rostigem Blech tobt der Freiheitskampf, er fordert Opfer. Dominant sind in der Inszenierung die Frauen: Sie wehren sich, drängen beherzt nach vorne, wedeln bedrohlich mit ihren Röcken, schreien. Anstatt Trachten werden Kopftücher vollgeschwitzt. Vor dem projizierten Schatten Tells wird die Geschichte des Freiheitskämpfers und Tyrannenmörders zur Gegenwart, die arabischen Freiheitskämpfe klingen an. Transportiert vor allem über Gesten, kraftvolle Bewegungen und ein starkes Bühnenbild.