In den vergangenen Monaten feierte das Musical weltweit Grosserfolge. Die englischsprachige Produktion ist eine Komödie über Liebe, Familie und Freundschaft. Man muss nicht ABBA-Fan sein, um einen locker-flockigen Abend mit Feelgood-Garantie auf hohem Level zu erleben. Aber man darf …
22 magische ABBA-Klassiker auf einer griechischen Insel voller Sehnsüchte und Lebensfreude
- Publiziert am 18. Oktober 2024
Die «International Tour» von MAMMA MIA ist bis zum 3. November wieder zu Gast im Theater 11 in Zürich.
MAMMA MIA
arttv Eventbesprechung von Alain Ziehbrunner
Die Idee war naheliegend: Man nehme ABBA-Hits und verknüpfe sie mit einer Rahmenhandlung zu einem Musical. Doch Benny Andersson und Björn Ulvaeus, die beiden Komponisten und Texter von ABBA, waren von der Idee wenig begeistert. Auf keinem Fall sollte eine seichte Nostalgie-Revue entstehen, in der ihre Hits entfremdet arrangiert würden. Doch Catherine Johnson entwickelte ein Musical in einer Art und Weise, die so noch nicht da gewesen war: Sie durchforstete die Originaltexte der ABBA-Songs und flocht sie – praktisch unverändert – in eine Geschichte ein. Heraus kam ein Feuerwerk, das mehr als 65 Millionen Besucher:innen in 50 Produktionen in 16 verschiedenen Sprachen begeistert. Weltweit wurde es in mehr als 450 Grossstädten uraufgeführt, erfolgreicher als jedes andere Musical in der Geschichte.
50 Jahre nach dem ESC-Sieg und 25 Jahre nach der Premiere
Der weltweite Triumphzug der Gruppe ABBA ist weithin bekannt: Auch ein halbes Jahrhundert nach ihrem Sieg beim Grand Prix de la Chanson, heute als ESC bekannt, sind die vier Bandmitglieder unvergessen und ihre Songs Kult. Zwei Revivals der Songs folgten nach der Auflösung der Band im Jahr 1982, ausserdem das Musical CHESS aus der Feder der ABBA-Jungs Benny Andersson und Björn Ulvaeus. 1999 hatte MAMMA MIA! seine Uraufführung in London. 2008 folgte die starbesetzte Verfilmung des Musicals. Er wurde bei seinem Erscheinen zum umsatzstärksten Live-Action-Musicalfilm aller Zeiten. Zehn Jahre nach der ersten Verfilmung kam der zweite Film, MAMMA MIA! HERE WE GO AGAIN – wieder von Catherine Johnson geschrieben – in die Kinos. Er stellt die erfolgreichste Live-Musical-Filmfortsetzung aller Zeiten dar. Verschiedene Truppen reisen, nun auch schon 25 Jahre, durch die Lande und imitieren mit Kopien der Kostüme, einer Live-Band und den wohlbekannten Songs in der Show ABBA-Tribut (ehemals ABBAMANIA) die Pop-Giganten. Schliesslich auferstanden ist 2022 die Band in der Avatar-Show ABBA Voyage in einer Version ihrer Selbst aus dem Jahre 1979. Und nun, in diesem doppelten Jubiläumsjahr darf das Publikum im Theater 11 erneut Teil der ABBA-Mania sein, in Erinnerungen schwelgen oder neu von den Songs gepackt werden.
Auf der Suche nach der eigenen Identität
Die Geschichte von MAMMA MIA ist schnell ohne grösseren Spoiler-Alarm erzählt: Donna lebt mit ihrer Tochter auf einer griechischen Insel. Die 20-jährige Sophie forscht nach ihrem leiblichen Vater. Sie lädt zu ihrer Hochzeit drei Männer aus der Vergangenheit ihrer Mutter auf jene Insel ein, auf der diese zuletzt vor 21 Jahren waren. Sam, Bill und Harry kommen tatsächlich, was zu turbulenten Situationen führt und so einige Hochzeitsgäste emotional Achterbahn fahren lässt! Die Geschichte wird professionell verformt. Es würde den Rahmen sprengen alle 26 Schauspieler:innen einzeln zu würdigen, obwohl sie es zweifelsohne verdient hätten. Das Ensemble ist durchs Band sowohl gesanglich, schauspielerisch, als auch tänzerisch auf hohem Niveau. Bei einer so bekannten Produktion konnten die Verantwortlichen beim Casting sicherlich aus einer grossen Menge an Talenten wählen …!
Glänzende Besetzung
Steph Parry verkörpert Donna Sheridan, die Mutter der Braut, die eine Vielzahl von Emotionen durchläuft. Sowohl ihre schauspielerische als auch gesangliche Leistung sind in jeder Szene überzeugend. Eine selbstsichere, erfahrene Schauspielerin, die eine ebensolche Frau darstellt – was für eine glänzende Besetzung! Ihre Tochter Sophie wird von Ellie Kingdon gespielt, die sehr erfrischend mit jugendlichem Elan und wunderbar klarer Stimme auf der Bühne steht. Ein Talent, von dem man noch viel hören wird! Freya Humberstone und Nicky Swift kommen mit ihren selbstironischen und komödiantischen Darstellungen von Donnas Jugendfreundinnen Tanya und Rosie beim Publikum sehr gut an! Diese beiden energiegeladenen Ladies spielen sich mit Leichtigkeit in die Herzen im Zuschauerraum! Bei den Männern ist Bob Harms bemerkenswert, der den Weltenbummler Bill Austin verkörpert. Sein Markenzeichen ist eine hervorragende Bühnenpräsenz. Wie ein Magnet zieht er die Blicke auf sich, sobald er die Bühne betritt. Verblüffend!
Das Kreativ-Team
Oft gehen die Menschen im Hintergrund vergessen, die zum Musical-Erlebnis massgeblich beitragen. Die Inszenierung durch Phyllida Lloyd und die Choreografien von Anthony Van Laast begeistern! Das Design der Produktion stammt von Mark Thompson. Es bildet zusammen mit dem Lichtdesign von Howard Harrison und dem Sounddesign von Andrew Bruce und Bobby Aitken sowie schliesslich der musikalischen Leitung und den Arrangements von Martin Koch einen stimmigen Rahmen, in dem das Publikum das Geschehen auf der Bühne erleben, regelrecht in die Geschichte eintauchen und so emotional zu einem Teil derselbigen werden kann.
Fazit: Erneut hat FBM (Freddy Burger Management) mit MAMMA MIA ein hochkarätig besetztes, weltbekanntes Musical nach Zürich für das Theater 11 verpflichten können. Eine Show, die bei ihrer Premiere das Publikum für sich einnehmen konnte und langanhaltende Standing Ovations auslöste.