Der Vater der «Konkreten Poesie», der schweizerisch-bolivianische Autor Eugen Gomringer kehrt zu seinen Wurzeln zurück. Der 94-jährige Dichter vermacht sein gesamtes Archiv dem Schweizerischen Literaturarchiv. Dazu gehört auch sein aus acht Zeilen bestehendes Gedicht «avenidas y flores». Seit gut einem Jahr wird in Deutschland darüber diskutiert, wie sexistisch die 67 Jahre alten Zeilen sind. Nora Eugenie Gomringer, die Tochter des Poeten, rezitiert zum feierlich Anlass.
Schweizerisches Literaturarchiv | Die Konkrete Poesie Eugen Gomringers
Während in Berlin über eines seiner Gedichte gestritten wird, findet sein Archiv in Bern ein neues Zuhause.
Der Vater der Konkreten Poesie
Eugen Gomringer, Sohn einer bolivianischen Mutter und eines Schweizer Vaters, wurde 1925 in Bolivien geboren und zog als Kind in die Schweiz. Er studierte in Bern und Rom Nationalökonomie und Kunstgeschichte und gründete 1953 mit Dieter Roth und Marcel Wyss die Zeitschrift «Spirale». Von 1954 bis 1958 war Gomringer Max Bills Sekretär an der Hochschule für Gestaltung in Ulm, von 1962 bis 1967 Geschäftsführer des Schweizerischen Werkbundes in Zürich. Seit 1967 lebt Gomringer mit seiner Familie im oberfränkischen Rehau. Von 1977 bis 1990 hatte er eine Professur für Theorie der Ästhetik an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf inne. Mit seinem Sohn, dem Künstler Stefan Gomringer, gründete er das Institut für Konstruktive Kunst und Konkrete Poesie als deren Vater er gilt.
Das Schweizerische Literaturarchiv
Das Schweizerische Literaturarchiv, eine Sektion der Schweizerischen Nationalbibliothek, wurde 1991 auf Anstoss von Friedrich Dürrenmatt gegründet und beherbergt zahlreiche literarische Nachlässe, Archive und Autorenbibliotheken des 20. und 21. Jahrhunderts, unter anderem diejenigen von Friedrich Dürrenmatt, Rober Walser, Friedrich Glauser und Anne-Marie Schwarzenbach.
Die Spoken-Word-Rezitatorin
Nora Eugenie Gomringer, die einzige Tochter unter sieben Kindern des Paares Nortrude und Eugen Gomringer, ist Lyrikerin, Rezitatorin, Poetry Slammerin und Gewinnerin des Ingeborg-Bachmann-Preises 2015. Sie lebt in Bamberg, wo sie seit 2010 das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia als Direktorin leitet.