Der weissrussische Dichter Ales Rasanau ist ins Gästeatelier des Müllerhauses Lenzburg eingezogen und hat sich an einer Lesung vorgestellt.
Müllerhaus Lenzburg | Ales Rasanau
In seiner Heimat mit jahrelangem Publikationsverbot bestraft, publizierte er in Polen, Deutschland und ab 2005 im Selbstverlag in Minsk. Der neueste Band mit Punktierungen, wie Rasanau seine Kurzpoeme nennt, ist unter dem Titel «Das dritte Auge» zweisprachig Weissrussisch und Deutsch im Verlag Urs Engeler erschienen. Rasanau gilt als einer der ganz grossen Lyriker Weissrusslands und gleichzeitig als Wortführer eines belarussischen kulturellen Revivals. Einer, der mit seinem Schreiben immer auch für die Anerkennung der weissrussischen Sprache und Kultur kämpft. Früher wurde jemand schon als regimefeindlich abgestempelt, wenn er in dieser Sprache und nicht in Russisch redete. Heute hat sich die Stellung des Weissrussischen kaum verbessert.
Durch seine literarische Leistung, aber auch durch seine menschliche Integrität ist der 1947 geborene Rasanau für viele Autorinnen und Autoren gerade auch der jüngeren Generation eine Identifikationsfigur, jemand zu dem man aufschaut und dem man glaubt, weil er sich trotz schwieriger politischer Umstände nie kompromittiert hat. Ilma Rakusa, Schriftstellerin, Slawistin und Übersetzerin, schreibt über ihn: Ales Rasanau gehört zur stillen Sorte von Dichtern. Er macht kein Aufhebens um seine Person, lehnt «Ichhaftigkeit» und Originalitätssucht im Schreiben ab und kümmert sich weder um Zeitgeist-Themen noch um literarische Trends.
Noch bis Ende Juni weilt der Lyriker Ales Rasanau als writer-in-residence im Gästeatelier des Müllerhauses Lenzburg. Zusammen mit Ilma Rakusa tritt er am 2. Mai auch an den Solothurner Literaturtagen auf, und am 31. Mai bestreitet er mit Vera Burlak, Andrej Chadanovic und Viktar Zhybul aus Minsk einen Weissrussischen Abend im Müllerhaus Lenzburg.