“Ohne jeden Geschmack” so lautet Soraya Levins Fazit zum Buch METAN von Kracht und Niermann.
METAN l Was soll das? l Die Gast-Kritik
Die Rezensionen von METAN sind bei Amazon gar nicht so schlecht … Man weiss bloss nie, ob sie nicht vielleicht von den Autoren selber geschrieben und unter Pseudonym veröffentlicht wurden. Um sicher zu gehen, haben wir die art-tv Community angefragt, wer das Buch lesen und eine Kritik über METAN schreiben möchte. Soraya Levin und Anna Zygiel haben es gewagt:
Was soll das?
von Soraya Levin©
Bei der Besteigung des Kilimandscharo treffen Christian Kracht und Ingo Niermann auf ein grausiges klimafressendes Monster. Es ist das „Methanungetüm“. Im Wildpark Stukenbrock hat es sich bereits in eine Gruppe Behinderter gefressen. Selbst 1000 km vom Teutoburger Wald entfernt am Fuße des Kilimandscharo taucht es in Form von dem Expeditionsleiter Commander J., wieder auf. Es ist bereits überall. Im Eis, im Meer und so richtig lässt es sich in den Rindermägen aus. Beim Aufstieg zum Kilimandscharo greift es dann ab einer Höhe von 3500 m an. Nachts in den Schlafzelten befällt es die Gruppe um Kracht und Niermann, die mit übel riechenden Gasausdünstungen aus ihrem „Allerwertesten“ reagieren. Natürliche Feinde des Ungetüms sind die Japaner, die einfach Menschen durch Maschinen ersetzten sowie die Kämpfer und Befürworter des Klimaschutzes, allen voran Dr. Frank Schirrmacher und kein anderer wie Osama bin Laden. Auf Seiten des Methanungetüms kämpfen Commander J., Saddam Hussein und Eugene Terre Blanche, der Anführer einer Afrikanischen Wehrstandsbewegung, die das Ziel verfolgt, am Kilimandscharo eine Atombombe zu zünden.
Chaotisch, planlos und verworren
Kracht und Niermann, was soll das? Metan. Ein nicht zu klassifizierendes Etwas aus verworrenem Text, teilweisen Fakten und einem sich anschließenden mittelmäßigen Bildteil vom Aufstieg zum Kilimandscharo. Metan und Klimawandel ja. Ungewöhnlich ist aber der Einfluss der Erektionsstörung von Franz Josef Strauß auf das Weltklima. Und Osama Bin Laden, Opfer einer Verschwörung? Und mittendrin dann noch die Schweizer Atommacht. Was zuviel ist, ist zuviel. Nur chaotisch, planlos und verworren. Nein, nicht die Handlung, denn es gibt gar keine. Was soll denn da bitte, wie im Klappentext genannt, „spannend“ sein?
Als Leserin kann ich dem Buch „Metan“ nichts abgewinnen. Bescheiden wäre zuviel des Lobes. Nicht Sciencefiction oder Satire, nicht mal ein Buch, schlichtweg eine Beleidigung an die schreibende Zunft. Schwabbelig und ohne jeden Geschmack.
“Sprachröhren” der Metanisierung
von Anna Zygiel ©
Statt der narzisstischen Egozentriker, die man sonst aus den Werken des Autors Christian Kracht kennt, trifft man in „Metan“ auf methanisierte Avatare. Im ersten Teil der Trilogie „Metan“ weichen klingende Markennamen dem Widerhall metanisierter Bergsteiger, die die Weltgeschichte einiger auserwählter Staaten in einen Panmetankomplott verstrickt sehen, welcher die Welt in Feinde und Freunde des Metans teilt. Der afrikanische Vulkan Mount Kilimanjaro ist – laut den Autoren – mit der Unzahl seiner Metlocs ein locus amoenus und das Metan ist eine sich selbständig machenden Allegorie, die unterstreicht, dass unser Planet Erde von unsichtbaren Zivilisationsformen beherrscht wird.
Eine Annäherung an die Gefahr, die von primitiven Formen ausgeht, ist am anschaulichsten über die Flatulenz herzustellen. „Das Metangetüm hört alles“. Der Panmetanismus birgt die Gefahr der Terraformierung, die mit der Vrilkraft zusammenhängt und endet schließlich immer in der Aufzucht von Kühen. Metan, Atmen, Mmmm und Mmmmuuu klingen genauso wie der perfide aufgedunsene Boom nichts sagender Abkürzungen und Anglizismen. Chaotische Ordnung, Wiederholungen, die häufige Nennung des Wortes „Atombombe“ sowie die narkotisierenden Assoziationsströme zeichnen „Metan“ aus und verdeutlichen im Grunde nichts anderes als das Metan selbst. Häää??
Die romantische Ironie steckt letztlich auch in den von Anthony Shouan-Shawn geschossen Bildern der Tafel. Wer eine Geschichte will, muss sich die Bilder ansehen. Frappant ist somit die Magie mit der die Autoren einen neuen Mythos schaffen. Nolens volens werden die Autoren damit zu Sprachröhren (he, he) zu Propheten – des Metans. Zur ihrer Funktion passt am besten die dichteste Kurzantwort, die da heißt: Amen.