Liborio kämpft sich im Roman der Autorin Aura Xilonen als papierloser Mexikaner über die nördliche Grenze in eine südliche Stadt der USA. Was im Buch Fiktion ist, war für die Bolivianerin Fany Flores und den Mexikaner Jesus Mejia Realität. Beides Ex-Sans Papiers, boxten sie sich ohne offizielle Legitimität durch die Schweiz. – Der Filmemacher Philipp Haas hat über die beiden und das Buch ein Kurzfilm-Essay geschaffen.
Aura Xilonen | Campéon Gapacho
«Aura Xilonen schreibt nicht. Sie singt, sie flucht, sie «jubelt und jammert», sie improvisiert, und lässt damit eine wort- und klangmächtige Wort-Sinfonie von «urwüchsiger Schönhei» entstehen, die weder den Pathos scheut, noch die sprachliche Derbheit und dabei trotzdem so unangestrengt bleibt, so natürlich, dass es die reinste Freude ist, ihr zu lauschen. Die Geschichte, die sie erzählt ist die einer ständigen Verwandlung, eines Scheiterns, auf das stets die Wiederauferstehung folgt. Liborio hat es geschafft, aus Mexiko in die USA zu fliehen. Was dabei entsteht, ist eine Geschichte über Gewalt, die sich in die Sprache einschreibt, aber auch über Hoffnung, über das Aufstehen.» Roman Bucheli, NZZ
Zum Buch
Im Roman «Campéon Gapacho» kämpft sich der papierlose Libero mit Worten durch eine amerikanische Stadt – mexikanischer und amerikanischer Slang ballt er zu Schlagwörtern – und seine Fäuste folgen. Erschaffen hat diese Figur die junge mexikanische Autorin Aura Xilonen, sie gewann mit ihrem Erstlingswerk in Mexiko verschiedenste Preise, ihr Werk wurde in etliche Sprachen übersetzt und im Sommer 2019 weilte sie als Artist in Residenz im Literaturhaus in Zürich. Die Übersetzerin Susanne Lange schaffte es überzeugend, mit einem deutsch-englischen Mischslang den Roman ins Deutsch zu übertragen. Ihre Fassung ist unter dem Titel «Gringo Champ» im Hanser Verlag erschienen.
Filmische Annäherung
Im filmischen Kurz-Essay ‘Undocumented – Documented’ des Dokumentarfilmers Philipp Haas mischt sich diese amerikanische Fiktion mit einer oft unsichtbaren Schweizer Realität. Die Bolivianerin Fany Flores erzählt, wie sie sich in der Schweiz ohne Papiere fühlte; erst durch die Heirat kam sie zu einer Arbeitsbewilligung. Der Mexikaner Jesus Mejía hatte weniger Glück, er wurde abgeschoben; die Schweizer Realität ist nicht Gewalt geladen, doch nicht minder hart. – Das filmische Essay ist eine Vorarbeit zu einer dokumentarischen Annäherung an die Schweizer Realität von Papierlosen.