Gleich zwei Premieren im Kunst Museum Winterthur: Katinka Bocks erste umfassende Einzelpräsentation in der Schweiz vermittelt einen vertieften Einblick in ihr vielschichtiges künstlerisches Schaffen. Und erstmals bietet das Museum einen Einblick in den Aspekt der Rückgewinnung des kulturellen Raumes für die Kunst von Frauen mit Werken seiner Sammlung und damit in das Schaffen von Künstlerinnen, die sich mit der Spannung zwischen Körper im Raum beschäftigen.
Kunst Museum Winterthur | Katinka Bock – Sonar / Tomorrow’s Sculpture | Räume besetzen – Werke von Bildhauerinnen
Jungen Kunstschaffenden Raum geben und vermehrt den Fokus auf weibliche Positionen legen, genau das will Konrad Bitterli, der neue Museumsdirektor.
Katinka Bock | Sonar / Tomorrow’s Sculpture
Miles and Moments: Der Titel von Katinka Bocks Beitrag zur Biennale von Lyon 2011 ist Programm. «Miles» verweist auf eine räumliche, «Moments» auf eine zeitliche Dimension. Zusammen bilden sie die Grundlage für das Schaffen der 1976 in Frankfurt geborenen und heute in Paris und Berlin lebenden Künstlerin. In der Beschäftigung mit Raum und Zeit bezieht sie sich auf die Traditionen der Kunst der 1960er Jahre; zugleich greift sie Fragestellungen der Konzeptkunst auf und erweitert diese zu einer unverwechselbaren skulpturalen Form voller Sinnlichkeit. In den vergangenen Jahren war Katinka Bocks Werk wiederholt in internationalen Gruppenausstellungen zu sehen. Die Ausstellung im Kunst Museum Winterthur ist ihre erste umfassende Einzelpräsentation in der Schweiz; anschliessend wird sie im Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean in Luxemburg und im Institut d’art contemporain in Villeurbanne gezeigt.
Räume besetzen | Werke von Bildhauerinnen
Das Kunst Museum Winterthur bietet erstmals einen Einblick in seine Sammlung der Werke von Künstlerinnen, die sich mit plastischer Form, mit Körper und Raum beschäftigen. Die Ausstellung setzt mit einer männlichen Aktfigur von Germaine Richier aus dem Jahre 1940 ein – einer Skulptur im klassischen Sinne. Mit den Bronzegüssen der Winterthurerin Margrit Gsell-Heer ist auch eine ihrer Schülerinnen in der Sammlung vertreten. Ihre Plastiken stehen Meret Oppenheims Idol gegenüber, wo der Körper bloss noch angedeutet ist. Bei Heidi Bucher ist die menschliche Präsenz nur noch als Reminiszenz spürbar. Auch Marisa Merz stellt seit jeher die Figur ins Zentrum, sei es mit ihren zierlichen Köpfen aus ungebranntem Ton, sei es in ihren filigranen Objekten aus gestricktem Kupferdraht. Obschon bei Isa Genzkens Meister Gerhard die Gestalt anklingt, spielt das Besetzen des Raumes hier eine vorherrschende Rolle. Auch die Objekte der deutsch-amerikanischen Ruth Vollmer und jene von Rita McBride spielen mit dem architektonischen Raum, den sie ebenso selbstbewusst wie selbstverständlich erobern.