Trotz einer schweren Kindheit hat Jackie ihr Glück als Künstlerin gefunden. Als sie die dunkle Vergangenheit einholt, macht sie sich mit ihrer Kunstfigur Jack Torera auf den Weg, das Unglück ihrer psychisch kranken Mutter zu enträtseln, das ihre Kunst inspiriert, aber ihre Familien in der Schweiz und in Spanien entzweit hat.
LAS TORERAS
LAS TORERAS | Synopsis
Trotz einer schweren Kindheit hat Jackie ihr Glück als Künstlerin gefunden. Als sie die dunkle Vergangenheit einholt, macht sie sich mit ihrer Kunstfigur Jack Torera auf den Weg, um das Unglück ihrer psychisch kranken Mutter zu enträtseln, das ihre Kunst inspiriert, aber ihre Familien in der Schweiz und in Spanien entzweit hat. Ein Film über Versöhnung und den Mut und die Kraft sich familiären Tabus zu stellen.
LAS TORERAS | Weitere Stimmen
Der Film verdankt seinen einzigartigen Erzählstil bewegenden Szenen, in denen Jackie sich in die Rolle einer Stierkämpferin begibt und so versucht, die tragische Lebensgeschichte ihrer Mutter nachzuempfinden. – ZFF |
Rezension
Von Madeleine Hirsiger
Jedes Leben ist einzigartig. Aber es gibt Lebensgeschichten, die sind so voller Geheimnisse und Überraschungen, dass sie alle Vorstellungen sprengen. Eine solche Geschichte hat die 47-jährige Künstlerin, Musikerin und Filmemacherin Jacqueline Brutsche, genannt Jackie, zu erzählen. Als sie 10 Jahre alt ist, bringt sich ihre Mutter, die ursprünglich aus Spanien stammte, um. Jahre später macht sich die Tochter entschlossen auf Spurensuchen in ihrer Biografie: «Tief in meiner Vergangenheit gibt es eine Geschichte, die mich nie losgelassen hat. Sie ist düster und schmerzhaft und wurde immer totgeschwiegen. Diese dunkle Geschichte nutzte ich als Quelle der Kraft und Inspiration».
Der Vater erzählt
Ihren Dokumentarfilm LAS TORERAS gestaltete die Künstlerin in Eigenregie. Sie schrieb das Drehbuch, führte alle Interviews, besorgte den Schnitt, die Ausstattung, die Kostüme und tritt als Torera vor die Kamera. Licht ins Leben ihrer Mutter sollte eine Anfrage an die Stadtpolizei Zürich bringen, doch ihre Akten wurden nach 30 Jahren vernichtet. Es ist ihr Vater, der Psychoanalytiker Paul Brutsche, der ihr bis ins Detail Red und Antwort steht, ehrlich und überzeugend: Seine Ehe mit Carmen, einer gebildeten Frau aus ländlichem Gebiet in Spanien, war eine Liebesheirat. Sie lassen sich in der Schweiz nieder. Doch Carmen fühlt sich nicht sonderlich wohl, fasst trotz Arbeit nicht Fuss in ihrer neuen Heimat. Bald nach der Geburt des ersten Kindes machen sich psychische Probleme bemerkbar, als Carmen mit Jackie schwanger ist, wird ihre Verfassung immer schlimmer. Von manisch-depressiv ist die Rede, auch von Schizophrenie. Die junge Mutter merkt, dass sie es mit den Kindern nicht schafft und schlägt sogar eine Adoption vor, was für den Vater überhaupt nicht infrage kommt. Es folgt ein ewiges Auf und Ab.
Die spanische Familie
Briefe, Tagebücher und Zeichnungen ihre Mutter zeugen von grossem Schmerz, Angst und Einsamkeit. Jackie Brutsche macht sich weiter auf die Suche nach den Ursachen. Nachdem sie die Dokumente von ihrem Vater ausführlich interpretieren lässt, spricht sie auch mit ihrem Bruder. Schliesslich führt sie ihr Weg zu ihren Tanten und Onkel in die spanische Provinz. Und hier präsentiert sich die Geschichte ganz anders: Carmen sei ein fröhliches, lebendiges Kind gewesen, bis zur Heirat mit Paul. Dann hätten die Probleme begonnen. Er sei ein Patriarch, hätte sie als Ehemann zu wenig unterstützt, ihr keine Freiheiten gegönnt und sei bei der Geburt von Jackie nicht einmal dabei gewesen – eine Aussage, die der Vater widerlegen kann. Dann kommt ein weiteres Schicksal ins Spiel, einer von Carmens Brüder litt ebenso an psychischen Störungen und nahm sich das Leben. Könnte es ich um eine tragische Erbkrankheit handeln? Das Schöne an der Geschichte: Es gelingt der Familie am Ende, ihre Schwester, Mutter und Ehefrau Carmen in einem anderen Licht zu sehen.
Fazit: LAS TORERAS ist ein facettenreicher Dokumentarfilm, der vollumfänglich von der Tochter Jackie getragen und realisiert wird, die so ihrer verstorbenen Mutter Reverenz erweist. Ihre theatermässigen Einsätze als Torera, eine inszenierte zweite Ebene im Film, verleihen der Geschichte Leichtigkeit und Abwechslung. Der Film feierte am ZFF Weltpremiere.