Appenzeller Volkskunde-Museum | Geschnitztes Appenzeller Brauchtum
Eine Ausstellung über die Kunst der Senntumsschnitzerei
Die Holzschnitzerei gehört neben der Bauernmalerei zu den bedeutenden künstlerischen Traditionen der bäuerlichen Kultur im Appenzellerland und im Toggenburg. Allerdings ist die Schnitzerei nicht annähernd so bekannt wie die Tafelmalerei. Zu Unrecht, wie die Ausstellung «Geschnitztes Brauchtum aus dem Appenzellerland» im Appenzeller Volkskunde-Museum Stein veranschaulicht.
Einen weiteren Schwerpunkt der Privatsammlung bilden die Art-Brut-Arbeiten des Herisauers Jakob Müller (1922–2005). Er schnitzte nicht nur Senntümer, sondern auch Szenen des lebendigen Appenzeller Brauchtums wie die Landsgemeinde oder die Silvesterkläuse mitsamt ihren prächtigen Hauben.
Die Kunst der Senntumsschnitzerei
Im Zentrum steht die grösste Ostschweizer Privatsammlung mit Senntümern (Alpaufzügen) bekannter Schnitzer:innen aus der Mitte des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Die Schnitzenden sind oder waren alle selber in der Landwirtschaft tätig und sind Autodidakten. Ihr Hauptthema ist der Alpaufzug als Höhepunkt im bäuerlichen Jahresablauf: der festliche, ritualisierte Zug der Hirten mit ihren Tieren vom Winterstall auf die Alp. Die Kunst der Senntumsschnitzerei besteht darin, das traditionelle «Öberefahre» möglichst lebendig ins Holz zu bringen. Oft abends am Küchen- oder Stubentisch sitzend, fertigen kräftige, von der bäuerlichen Arbeit gezeichnete Hände aus Holzrohlingen filigrane Figuren, die zum Schluss noch bemalt werden: Kühe, Geissen, Schweine und den «Bläss» (Sennenhund), Ziegenbub und -mädchen, die Sennen, den Stierführer und den Bauern und vielleicht gar noch den «Ledi» (pferdegezogener Materialwagen) sowie den Sauwagen. Das Motiv ist stets dasselbe, aber jede:r Schnitzende hat einen eigenen Stil.