Das Theaterstück «Tell im Keller» spielt 1968. Damals gab sich die «Gut-Hirt-Laienspielgruppe» den heutigen Namen «die Kulisse Zug». Zudem wurde der Burgbachkeller eröffnet, worin auch dieses Stück spielt. Und nicht zuletzt liegt die 68er Bewegung 50 Jahre zurück. «Tell im Keller» bringt all dies zusammen und lässt die späten 60er Jahre aufleben.
Die Kulisse Zug | Tell im Keller
«die Kulisse Zug» feiert 2018 ihr 60-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass zeigt sie ein Stück und einen Film aus der Feder von Jan Weissenfels.
Die Story
Eine Theatergruppe plant zur Eröffnung des Burgbachkellers 1968 eine Premiere von Wilhelm Tell. Carl, der Darsteller des Wilhelm Tell ist aber im richtigen Leben alles andere als ein Freiheitskämpfer und versucht jede kritische Haltung des Ensembles im Ansatz zu unterbinden. Denn die Eröffnungs-Premiere vor Prominenz aus Politik und Wirtschaft soll reibungslos und zur allgemeinen Erbauung über die neuen Bühnen-Bretter gehen. Allerdings gibt es im Ensemble nicht nur «skandalöse» Liebschaften, sondern zum Teil auch noch sehr freie Ansichten über Gesellschaft und Moral. Trotz der Kämpfe im Ensemble, das in verschiedene Fraktionen gespalten ist, obschon Mitglieder das Ensemble verlassen müssen und entgegen aller Wiederstände kommt es dann doch noch zu einer Aufführung dieses Gründungsmythos der Schweiz. Die Premiere allerdings wird massiv gestört und endet in einem Desaster.
Thema
Die Jahre 1968 und folgende sind Jahre des Aufbruchs aus gesellschaftlicher Enge und Erstarrung. Vieles wurde plötzlich nicht mehr hingenommen, Protest gegen etablierte Formen und Haltungen wurde in kreativer, vielfältiger Weise durchgeführt. Dies war, wie vielleicht nie davor und danach mit grossen Hoffnungen auf Veränderung verbunden. Es schien für kurze Zeit alles möglich. In Zug, wie fast überall in der Provinz, gab es im Jahre 1968 keine grossen, bekannten Aktionen. Aber in Folge der 68er Zeit begann sich vieles zu verändern, auch durch hartnäckigen Wiederstand und vielfältigen Aktionen einzelner Personen. Die Bedingungen für den Aufbruch und die kreative Kraft von Aktionen nachzuzeichnen, ist für ein Theaterstück eine dramatisch und ästhetisch spannende Möglichkeit. Dabei geht es nicht um eine kritiklose Darstellung der 68er Bewegung, deren Naivität einerseits beachtlich war, und deren Radikalität zu den bekannten terroristischen Auswüchsen führte.
Konsum und Ausbeutung
Das Stück wird nicht allein historischen Bezüge aufzeigen. Viel Kritik der 68er Revoltierenden bezieht sich auch auf nach wie vor sehr aktuelle Themen. Die Kritik am ungezügeltem Konsum etwa, der Ausbeutung der Dritten Welt und auch die Situation von Mietern sind Inhalte von Protesten der damaligen Zeit. Und natürlich auch immer wieder das «Schweigen» und die «Gleichgültigkeit» der Mehrheit der Bevölkerung. Das Thema «Wiederstand» ist auch im Wilhelm Tell angelegt. In einem Stück zu Proben und Aufführung von «Wilhelm Tell» kann die kraftvolle Sprache von Schillers Stück immer wieder aufblitzen. Die Zuschauer sehen Darsteller, die in ihren eigenen Geschichten gefangen sind, und sich mit dem Aufstand in Schillers Drama befassen. Die Begebenheiten aus dem Gründungsmythos der Schweiz werden so immer wieder ironisch reflektiert.
Vorgehen
Die teilweise fiktive Geschichte in «Tell im Keller» spielt vor einem realen historischen Hintergrund. Detailliertes Wissen über reale Begebenheiten und gesellschaftliche Hintergründe sind den Machern dabei wichtig. Aus diesem Grund wurden und werden zahlreiche Zeitzeugen und Historiker mit Verbindung zu Zug interviewt. Auch in Archiven und Bibliotheken wird recherchiert. Dieses Detailwissen wird sich mit einer dramatischen fiktiven Geschichte verbinden, in der die politischen und privaten Spannungsfelder jener Zeit aufgezeigt werden.